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Dieses Tagebuch wird von erfreulich vielen Menschen verfolgt, auch sehr vielen, die Katrin und Reinhart noch nie gesehen haben. Dies freut uns (auch den Webmaster) sehr. Wir wollen daher speziell diese Tagebuchseiten in ihrer Funktionalität verbessern. Mailing list:Da die Tagebucheinträge doch sehr unregelmäßig erscheinen und viele Leute wohl so immer wieder vergeblich nach einem neuen Beitrag schauen, wird es ab jetzt eine Mailing-list geben. Jeder, der per email benachrichtigt werden möchte, sobald ein neuer Tagebuchbericht erschienen ist, sende bitte eine email an den Webmaster R. Hamann. Die Adresse ist grete@reinhard-hamann.de.Persönliche Nachrichten bitte direkt an Katrin und Reinhart an folgende email: k.hennings@gmx.net Druckversion:Neben jeden Bericht stellen wir ihn auch noch als Worddokument zum herunterladen (allerdings ohne Fotos!) Viele drucken sich die Berichte aus. Sprungmarken:Desweiteren werden bei künftigen Einträgen Sprungmarken zum Beginn des jeweils folgenden und des vorausgehenden Berichts eingebaut. An den Anfang dieser Seite stellen wir eine Liste der Berichte, die darunter erscheinen, sodaß jede/r schneller an den Punkt gelangen kann, wo er/sie zuletzt war. Wir hoffen, damit das Lesen zu erleichtern.Die neuesten Berichte werden weiterhin immer am Anfang stehen. |
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Jetzt sind wir schon seit genau 2 Monaten auf Bonaire. So lange sind
wir noch nirgendwo geblieben und so lange hatten wir auch gar nicht vorgehabt
hier auf den niederländischen Antillen zu verweilen.
Dies ist der erste Ort an dem wir uns auch vorstellen könnten ganz zu bleiben (haben wir aber nicht vor!). Es ist nicht so einfach zu erklären, warum wir uns hier so wohl fühlen und nicht alle unsere Gäste teilen da unsere Begeisterung. An Land ist es eine Mischung aus Internationalität, Toleranz, Vielsprachigkeit (die meisten Menschen hier sprechen 4 Sprachen: Papiemento, Holländisch, Englisch und Spanisch) gepaart mit karibischer Atmosphäre (und Langsamkeit, besonders wenn es um behördliches oder Ersatzteilbestellungen geht). Die Insel ist klein, überschaubar, fast ein wenig provinziell. Wir fühlen uns sicher und so entspannt wie schon lange nicht mehr. Die Menschen grüßen freundlich, sogar aus den vorbeifahrenden Wagen, schnell machen wir Bekanntschaften, auf der Strasse, beim Einkaufen bleibt man stehen, klönt ein wenig. Ich nehme seit der ersten Woche an einem Spanischkurs im venezolanischen Kulturinstitut teil und wir waren zu einer Hochzeit am Strand eingeladen -super romantisch vor der untergehenden Sonne- Brautpaar und Gäste in schicker Kleidung aber barfuss im Sand. Als das frischvermählte Paar -Anja und Jorge- zur Hochzeitsreise abreiste, haben wir ihren Pick-up benutzen dürfen. Das Gefühl sich zu hause zu fühlen war schon nach kurzer Zeit da.
Und das hatten wir beide schon lange nicht mehr, haben es auch manchmal vermisst und müssen zugeben, dass uns in der letzten Zeit schon auch für kurze Momente das Heimweh gepackt hat: nach Familie, Freunden (wie sehr haben wir uns da den Besuch von meiner Schwester und von Iris genossen) und unserer Wohnung in der Waldstraße mit dem schönen Garten. So haben wir dann hier auch die örtliche Gärtnerei besucht und beschlossen die Grete etwas zu begrünen. Aloe Vera (zur Behandlung von Verletzungen), Basilikum (natürlich zum Kochen) und einen großen Jasmin (er hatte so wunderschön schwer und süßlich duftende Blüten) haben ihren Platz an Bord gefunden.
Sehr viel Grünes findet man ansonsten außer in wenigen intensiv bewässerten Gärten auf der Insel nicht, ganz im Gegenteil. Im Norden, im Washington Slagbaai National Park finden sich noch Akazien und Kakteen, im Süden wächst dann außer einigen Flechten gar nichts mehr. Dafür gibt es dort riesige Salzpfannen, mit leuchtend roten Flamingos und weiße im gleißenden Licht hell strahlende dicht aneinander gereihte Salzberge. Immer wieder kommt die Erinnerung an einen strahlenden Wintertag mit ungeheuren Schneemassen auf, nur die Temperaturen mit ca. 30°C passen einfach nicht. Das wahrhaft Sensationelle dieser Insel liegt aber unter dem glasklaren
Wasser verborgen (wir können noch den Meeresgrund in 8m Tiefe von
Bord aus deutlich in allen Einzelheiten sehen)!!!
Und um das gründlich erkunden zu können, haben Reinhart und
ich hier unseren Padi open water diver (Tauchschein) gemacht. Am Anfang
fand ich den Unterricht nicht so sehr entspannt: mit dem Mundstück
unter Wasser zu atmen, selbst im nur hüfttiefen Wasser hat bei mir
unerwartete Ängste ausgelöst. Ich glaubte nicht genug Luft zu
bekommen und sofort auftauchen zu müssen. Aber weil Anja unsere Tauchlehrerin
es verstand darauf einzugehen und mir die nötige Zeit zu geben, und
gleich am ersten Tag mit uns einen kleinen Tauchausflug machte, bei dem
sie mich an die Hand nahm und ablenkte indem sie uns die schönen
Fische zeigte, fand ich nach und nach Gefallen am Tauchen, die Angst verschwand
und wich einem Gefühl der Entspannung. Jetzt bin ich völlig
begeistert und möchte am liebsten jeden Tag wieder abtauchen. Es
ist die wunderschöne Natur mit den bunten Korallen, Schwämmen
und Fischen (Grunzer und Grouper, Snapper, Papageienfische, Rochen, Muränen,
Trompetenfische....) und das einzigartige Gefühl der Schwerelosigkeit
wenn ich im Wasser schwebe um diese faszinierende Unterwasserwelt zu bestaunen.
Besonders spannend war unser erster Nachttauchgang bei Vollmond. Das
Mondlicht reichte aus, die Lampe brauchten wir fast gar nicht. - Unheimlich,
aufregend und sehr, sehr schön.
Und weil wir so begeistert sind, haben wir uns eine Tauchausrüstung
und einen Kompressor gekauft und die Grete zur Tauchbasis ausgebaut. Schon
im nächsten Monat erwarten wir unsere ersten Tauchgäste. |
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Vor wenigen Tagen sind wir auf Bonaire angekommen. Die Zivilisation hat
uns wieder. Bevor ich diesen Bericht an unseren Webmaster nach Hamburg
schicke, möchte ich noch die letzten Stationen auf unserer Reise
durch die venezolanische Inselwelt nachtragen.
Hauptsächlich sind es Rotfußtölpel, daneben aber auch
Fregattvögel, Pelikane, Möwen und vieles andere. Innerhalb der
Mangroven verhalten sie sich verhältnismäßig ruhig, da
die meisten brüten, aber in der Luft - die ebenfalls voller Vögel
ist - herrscht ein ewiges Geschrei. Wir haben viele Stunden in diesen
Lagunen verbracht und die Vögel beobachtet. Sie sind völlig
ohne Scheu. Wir sind oft bis auf einen Meter an sie heran gerudert und
sie haben sich nicht vom Fleck gerührt. Auf den letzteren waren wir
nur drei Tage. Das Wetter war nicht sehr vorteilhaft. Der Ankerplatz vor
Palm Island - einer winzigen, kreisrunden Insel mit einem weichen und
blendet weißen Strand, sowie drei malerischen Palmen in der Mitte
- war sehr unruhig. So haben wir bereits nach drei Tagen Segel gesetzt
und sind nach Bonaire, der östlichsten der ABC Inseln, aufgebrochen.
Nach einer schnellen, aber auf Grund der recht hohen achterlichen See
auch recht unruhigen Überfahrt haben wir Bonaire nach nur 10 Stunden
erreicht. |
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Heute sind wir seit genau einem Jahr unterwegs........ So wollte ich
meinen Bericht beginnen. Aber dann bin ich nicht zum Schreiben gekommen.
Nachdem wir unsere erste Tasse Kaffee - noch in der Koje liegend - zu
uns genommen hatten, mit einem Sprung in unser "Blaues Badezimmer"
- das heute eher türkis war - die Morgentoilette eröffnet hatten,
auf der Heckbank in der Sonne liegend eine Kurzgeschichte (zur Zeit ist
Commisario Montalbano an der Reihe) vorgelesen, in Ruhe das Frühstück
eingenommen und die Morgenarbeit (also den Haushalt) erledigt hatten,
haben wir schnorchelnderweise die Umgebung der "Grete" erkundet.
Nach einem kleinen Mittagsimbiss sind wir mit dem Dinghy die knappe Seemeile
zum Inner Diving Reef gefahren und haben dieses durch die Taucherbrille
in Augenschein genommen. Zurück an Bord haben wir uns auf die Heckbank
gesetzt und die gesammelten Tagebucheinträge - so wie ihr sie alle
kennt - vorgelesen. Natürlich ging das nicht so in einem weg: immer
wieder hatten wir etwas dazu zu bemerken, kamen Erinnerungen hoch, wurden
die Eintragungen ergänzt durch Erlebnisse oder Eindrücke die
nicht nieder geschrieben waren. Zum Abendessen gab es Barrakudakottelets
(selbst gefangen) in Currypaste gebraten. Später haben wir uns dann
noch mal unter einem grandiosen Sternenhimmel auf die Heckbank gesetzt,
eine Flasche Lemberger Spätlese (danke Karli!) entkorkt und das vergangene
Jahr Revue passieren lassen. Nicht ohne über die zukünftige
Reiseroute nachzudenken.
Beginnen möchte ich mit der Beschreibung des Ortes an dem wir uns
heute befinden: Islas Los Roques , eine Inselgruppe - etwa 30 Stück
- umgeben von mehreren, oft viele Kilometer langen Korallenriffs, von
Nord nach Süd etwa 20 km, von Ost nach West etwa 50 km messend. Die
Einfahrten in die Lagunen - also zwischen den Riffen hindurch - sind nicht
immer leicht zu finden. Inzwischen haben wir aber schon etwas Erfahrung
sammeln können, so dass wir bei hochstehender Sonne Sichtnavigation
betreiben; dabei klettere ich - mit Polaroid-Sonnenbrille bewaffnet -
ins Want und gebe Katrin durch Handzeichen die Richtung an, in die wir
fahren können. Auf Grund der Wasserfärbung können wir erkennen,
wo wir fahren können und wo nicht.
Über Isla Margarita, wo wir zwischen den Islas Testigos und La Blanquilla waren, werde ich weiter unten berichten. Jetzt möchte ich erst mal ein kleines Fazit des vergangenen Jahres
ziehen. Mit Verspätung - und damit unter Zeitdruck - hatten wir Bremerhaven
verlassen. Haben Mitteleuropa "abgehakt" ohne viel zu sehen.
Ab Spanien waren wir im Plan. Wir konnten termingerecht unseren Besuch,
unsere Mitsegler, in Empfang nehmen und wieder abliefern. Aber schon bald
haben wir gemerkt: es geht alles viel zu schnell. Immer hatten wir mit
Einkäufen zu tun, mit der Ersatzteilbeschaffung, mit Wartungsarbeiten.
Doch zurück zum Reiseverlauf. Um unser erklärtes Ziel, nämlich
Land und Leute der besuchten Länder kennen zu lernen, zu erreichen,
fehlte die Zeit. Ab dem Frühjahr 2003 haben wir uns etwas mehr davon
genommen und damit wurde die Reise stressfreier und schöner. Den
alten Törnplan haben wir inzwischen ad Acta gelegt. Es gibt jetzt
nur noch ein grobes Raster, das sich an den meteorologischen Bedingungen
ausrichtet. Daneben lassen wir uns Zeit. Aus geplanten 5 Tagen für
Grenada wurden 14, aus 4 Tagen für Isla Margarita 12, aus einer Woche
Blanquilla 18 Tage. So gefällt uns das Segeln. Und so wollen wir
es auch künftig halten. Auch unseren Mitseglern kommen wir damit
weitest gehend entgegen. Einige wollen hauptsächlich segeln, die
kommen auf den längeren Strecken - wenn wir mehrere Tage oder auch
Wochen auf See sind - voll auf ihre Kosten; andere legen mehr Wert auf
gemütliches Segeln entlang der Küste, mit zwei, drei Ankerbuchten
in zwei Wochen und wieder andere sind froh, wenn sie mit uns die Möglichkeiten
haben unbewohnte Gebiete kennen zu lernen - wie Blanquilla, die Los Roques
oder später die San Blas Inseln der Kuna Indianer, wo wir etwa 2
Monate bleiben wollen. So haben wir für jeden etwas in Petto. |
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Von Isla Margarita kommend, sind wir nach 16stündiger Fahrt (der
Wind war eher leicht, sodass die Grete die 62 Seemeilen nur langsam hinter
sich brachte), auf Isla Blanquilla angekommen. Die Insel misst etwa 10
km im Durchmesser, ist an ihrer höchsten Stelle grade mal 15 m hoch
und so gut wie unbewohnt. Es gibt hier an der Südküste nur einen
kleinen
Dazu gab es Lambis. Eine sehr große Meeresschnecke (Conch auf englisch), in kleinen Stückchen mit Kräutern geschmort. Inzwischen hatte Jaques die selbst herauf getauchten weißen Seeigel von ihren Stacheln befreit und mit der Schere den Boden herausgeschnitten. Das weiche, goldgelb bis orange leuchtende Innere bildete mit der grauweißen Schale einen sehr hübschen Kontrast. So konnten wir sie direkt aus der Rückenschale heraus löffeln. Sie haben einen feinen, süß-salzigen Geschmack. (Möglicherweise dreht sich jetzt der einen oder anderen Freundin der Magen um. Sei's drum: uns hat es geschmeckt). Als nächstes gab es Meeresschnecken, deren Namen ich nicht kenne. Das Gehäuse ist etwa so groß wie ein Apfel und der Inhalt sehr schmackhaft. Sylvana hatte bereits am Vortage einige gekocht, die es jetzt kalt mit selbst gemachtem Aioli gab und Eleonora brachte frisch gekochte mit einer kreolischen Soße auf den Tisch. Während Jaques weitere Seeigel öffnete, hatte Eleonora inzwischen einen Teig geschlagen, der dann mit den Seeigeln zu kleinen Omeletts ausgebacken wurde.
Neben der Tatsache, dass all diese Köstlichkeiten uns ausgezeichnet
schmeckten, war das Besondere, dass alles selbst aus dem Meer heraufgeholt
war. Das ist damit noch um einiges besser, als wenn man es zu Hause beim
Fischhändler gekauft - und noch dazu teuer bezahlt hätte. Und
Jean achtete in der Zwischenzeit darauf, dass die Ti-Punschgläser
nicht leer blieben. Sylvana holte Kokosküchlein aus dem Schrank,
dazu einen Limoncello. Der krönende Abschluss bestand dann aus Espresso,
zu dem sizilianisches Mandelgebäck gereicht wurde. Wir waren zu einem
Sundowner geladen und im Handumdrehen wurde daraus eine kulinarische Abenteuerreise.
Bei all dem wurde viel gelacht und in fünf Sprachen lebhaft erzählt
(deutsch, französisch, italienisch - englisch wenn es mit den drei
Sprachen nicht mehr weiterging - und mit Eleonora spanisch, das sie besser
sprach als englisch) .
Er hatte jetzt unseren Misserfolg beobachtet. Nun winkte er uns heran und schenkte uns einen Barrakuda, der für zwei volle Mahlzeiten für uns beide ausreichte. Als kleines Dankeschön luden wir den Kapitän und seinen Steuermann am Abend zu uns an Bord ein. Bei einigen Gläsern Rotwein wurde lebhaft erzählt. Sie waren sehr an unserer Reise und an der "Grete" interessiert. Ganz besonders nachdem ich erzählt hatte, dass auch "Grete" früher ein Fischereifahrzeug gewesen sei. Sie ließen sich das ganze Schiff zeigen und waren sichtlich beeindruckt, als sie das Alter der "Grete" erfuhren.
Ihr Frachter - die "San Martin" - war kaum größer
als unser Schiff, ebenfalls aus Holz erbaut, aber erst 15 Jahre alt. (Und
in einem bemerkenswert guten Zustand). So erfuhren wir denn auch viel
über die hiesige Art der Fischerei. Sie fahren dabei mit 7 Knoten (13 km/h). Gefangen wird in erster Linie
Thun und Barrakuda, aber auch Kingfisch, Blue Marlin, Dorade und manches
mehr. Der größte Thun auf unserem Bild - der gerade im Eis
verschwindet - hatte 35 Kg. Gefangen werden aber auch Exemplare von bis
zu 180 Kg. Am Nachmittag kehren die Fischer dann von ihrer Fangreise zurück
und liefern die Beute auf dem Frachter ab. Dort wird jeder Fisch einzeln
gewogen und notiert. Wenn der Frachter nach zwei bis drei Wochen voll
beladen ist (acht Tonnen Fisch in Eis eingegraben), fährt dieser
nach Curacao oder Martinique, um den Fang dort zu verkaufen. Nach seiner
Rückkehr zu den Fanggründen werden die Fischer dann bezahlt.
Die kleinen Fischerboote sind offene, 6 bis 8 Meter lange hölzerne
Fahrzeuge mit weit überhängendem, scharf geschnittenem Bug,
mit dem sie die Wellen gut teilen und das Spritzwasser weitest gehend
abweisen können. Sie haben ein festes Sonnendach und an den Seiten
können Plastikplanen herabgerollt werden. So haben die Fischer jedenfalls
etwas Schutz vor Sonne, Wind und Wetter, denn immerhin leben sie zu zweit
oder dritt auf ihren kleinen Booten jeweils für zwei bis drei Wochen,
bevor es dann wieder über die offene See mehr als 100 km nach Hause
- zur Isla Margarita geht. Und auf ihren kleinen Booten verbringen sie
natürlich auch ihre ganze Freizeit; was sollen sie auch sonst machen,
auf einer Insel auf der es weder Frauen noch Kinder, weder Kino noch Kneipe
gibt.
Der Kapitän - Adres mit Namen - war selbst im Eisraum verschwunden,
um den letzten Fang noch unter Deck zu verstauen. Bäuchlings lag
er im Eis, schob Fisch auf Fisch in den Laderaum - bis unter den Deckplanken
kein Zentimeter Luft mehr war - und packte jeden einzelnen Fisch mit Hilfe
einer kurz stieligen Schaufel, zuletzt mit einem Blechteller - in Eis
ein. Während dessen führte uns Leonardo, der Steuermann, überall
herum und zeigte uns stolz sein Schiff. Das Mannschaftslogis für
acht Leute maß weniger als 4 m². Auf diesem engen Raum waren
auf jeder Seite vier Kojen übereinander eingebaut, jeweils nur 50cm
breit, mit einem Mittelgang von ca. 70cm. Der Kapitän hatte seine
ebenfalls sehr schmale Koje im Steuerhaus, mit zwei weiteren Kojen über
und unter sich für evtl. Gäste. Zwischen seiner Koje und dem
Steuerrad hatte nur ein schlanker Rudergänger Platz; und trotzdem
war Leonardo stolz auf dieses sehr "komfortable" Schiff - denn
auf anderen wäre weit weniger Platz für die Mannschaft, beteuerte
er immer wieder. Die Kombüse bestand aus einem Raum, in dem ein normaler,
vier flammiger Gasherd stand, daneben eine Arbeitsplatte von ca. 60 x
60cm. Die Backofentür ließ sich nur zu ¾ öffnen.
Mehr Platz war nicht. Auch der Smut stand bei seiner Arbeit draußen
an Deck. Und alle freuten sich über jedes Foto das wir schossen und
genossen es sichtlich, dass wir so großes Interesse an ihrem Schiff
zeigten.
Ein Küstenfrachter wie die "San Martin" steuert unsere
Bucht an. Ich nehme das Glas und schaue hinüber: es ist die "San
Martin". Wieder geht sie dicht neben uns vor Anker, mit großem
Hallo von beiden Seiten. Wir erfahren, dass sie auf ihrem Weg nach Curacao
noch eine weitere Bucht auf dieser Insel angelaufen hatte, wo sie 4 Tonnen
kleine Fische übernehmen sollte, die dort in einem durch Netze gebildeten
"Lagerraum" im Meer auf die Verladung warteten. Hoher Wellengang
hatte aber eines der Netze zerrissen und der Fang vieler Tage war verloren.
Jetzt hieß es wieder warten, bis der Laderaum gefüllt werden
konnte. Andres, der selbst zu uns herüber gekommen war, erzählte
uns davon. Und dann bat er um 2 Flaschen Rum für sich und seine Besatzung,
denn heute wäre in Venezuela Vatertag und das wolle man am Strand
mit einem Grillfest feiern. Natürlich - beteuerte er - seinen auch
wir herzlich eingeladen, und mit uns alle anderen Segler. (Inzwischen
hatte sich noch eine weitere Yacht eingefunden; ein polnisches Paar aus
Kanada).
Die Strandparty war ein voller Erfolg. Der Smut der "San Martin"
hatte drei Barrakudas mit viel Würzkräutern in Folie eingewickelt
und sie auf dem offenen Feuer gegart. Wir aßen sie aus der Hand,
d.h. wir benutzten Fladenbrot als Teller und aßen dieses gleich
mit. Schon bald begannen die Fischer - unter denen sich zwei Sänger
befanden, die, als in Venezuela der Tourismus noch boomte, in großen
Hotels aufgetreten waren und die nun der Not gehorchend den Beruf gewechselt
hatten - zu singen. Und es dauerte nicht lange bis man auch uns aufforderte
etwas aus unserer Heimat zum Besten zu geben. So wechselten sich denn
südamerikanische Schmacht- mit polnischen Pfadfinderliedern, französischen
Changsons und dem "Hamburger Veermaster" und "Dat Du min
Leevsten büst" ab. Adres verwaltete die Rumflaschen. Es gab
nur einen Becher, der die Runde machte. Er schenkte ein, nahm einen Schluck,
gab dann an Leonardo, an mich, an die Runde weiter, bis er dann leer wieder
bei ihm ankam. Entsprechend war der Grad der Trunkenheit, als wir gegen
Mitternacht zu unseren Booten fuhren: die Matrosen, die als letzte in
der Runde saßen, waren fast nüchtern.
Eins bleibt noch nachzutragen: Während unseres Aufenthaltes hier
haben wir mit zwei jungen Fischern des Rancho - mit Roberto und Piri -
eine Inselwanderung unternommen. Ein Kollege der beiden hatte uns mit
seinem Boot, einer Pirogge von ca.6 Metern Länge und mit zwei 40
PS Außenbordern bestückt, in rasanter Fahrt um die halbe Insel
gefahren und dann sind wir quer rüber wieder zum Rancho zurück
gewandert. Durch ausgetrocknete Bachbetten, in denen sich uralte, riesige
Mangrovenbäume befanden, an Felsgrotten vorbei - in deren einer eine
kleine Marienstatue stand - ging es zuerst querfeldein, später dann
auf der "Inselstraße" durch verdorrtes, dorniges Gelände,
die sich mit Kakteenflächen abwechselten, zurück. Die "Inselstraße"
besteht aus einer ausgefahrenen Autospur. Sie führt vom Posten der
Guardacosta zum Rancho, mit einer Abzweigung in der Inselmitte zur Playa
del Americano. Und an dieser Abzweigung steht ein Hinweisschild zu den
zwei Endpunkten. Und irgendwo - in the middle of nowhere - gibt es noch
ein Hinweisschild mit der Aufschrift "Guardacosta 3 km". Man
muss dazu wissen, dass es auf Blanquilla gerade mal zwei Autos gibt. Ein
heiles und ein kaputtes, beide der Guardacosta gehörend. Als Lebewesen
trafen wir immer wieder auf verwilderte Esel. Es müssen Hunderte
auf der Insel leben. Ernähren tun sie sich von den verdorrten Grasbüscheln,
welche die ganze Insel bedecken. Aber wie stillen sie ihren Durst? Die
Fischer meinen, dass sie Seewasser trinken, aber das glaube ich nicht.
Auch habe ich nirgends Eselsspuren am Strand gesehen - sonst aber überall
auf der Insel. Sonst sahen wir noch Leguane und Papageien, die sich von
den Kaktusfrüchten ernähren. Während dieser Wanderung merkten
wir eines recht deutlich: bei uns an Bord, in der leichten bis frischen
Briese, war das Klima sehr angenehm. Im Inselinneren jedoch und noch dazu
am frühen Nachmittag, war es ausgesprochen heiß. Als wir das
Rancho erreicht hatten und uns verabschiedeten, luden uns die zwei Fischer
für den nächsten Tag zum Essen ein. Der Chef und die meisten
anderen Bewohner des Ranchos würden für drei Tage nach Isla
Margarita fahren uns so währen sie zu fünft allein. Wir - und
mit uns die Franzosen - nahmen diese Einladung gerne an. |