|
![]()
|
||||||||||||||||||||||||||||||||
Dieses Tagebuch wird von erfreulich vielen Menschen verfolgt, auch sehr vielen, die Katrin und Reinhart noch nie gesehen haben. Dies freut uns (auch den Webmaster) sehr. Wir wollen daher speziell diese Tagebuchseiten in ihrer Funktionalität verbessern. Mailing list:Da die Tagebucheinträge doch sehr unregelmäßig erscheinen und viele Leute wohl so immer wieder vergeblich nach einem neuen Beitrag schauen, wird es ab jetzt eine Mailing-list geben. Jeder, der per email benachrichtigt werden möchte, sobald ein neuer Tagebuchbericht erschienen ist, sende bitte eine email an den Webmaster R. Hamann. Die Adresse ist grete@reinhard-hamann.de.Persönliche Nachrichten bitte direkt an Katrin und Reinhart an folgende email: k.hennings@gmx.net Druckversion:Neben jeden Bericht stellen wir ihn auch noch als Worddokument zum herunterladen (allerdings ohne Fotos!) Viele drucken sich die Berichte aus. Grosse Fotos:Wenn Sie auf die Fotos klicken, öffnet sich ein neues Browser-Fenster mit einer größeren Darstellung des Fotos. |
|||||||||||||||||||||||||||||||||
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||
Es ist 06:45. Ich sitze am Frühstückstisch und blicke dem Dinghy
nach, mit dem Katrin in der nur zwei handbreit über dem Horizont
stehenden Sonne meinen Blicken entschwindet. Sie ist auf dem Weg ins Centro
Salut. (Doch davon im nächsten Bericht). Vor einer Stunde sind wir
aufgestanden - zur Kunatime, wie ich sie nenne, denn die Kunas stehen
immer mit dem ersten Morgengrauen auf um ihr Tagewerk zu beginnen. Da
die meisten Inseln ohne Strom sind, bestimmt das Tageslicht ihren Lebensrhythmus.
Die Dreiviertelstunde vor- und die gleich Zeit nach Sonnenaufgang gehören
zur schönsten Zeit des Tages. Ich lasse meinen Blick in die Runde
schweifen. Hier und da sehe ich ein Cayuco durchs Wasser gleiten. Mit
gleichmäßig ruhigen, gleichwohl kräftigen Bewegungen ziehen
sie ihre großblättrigen Paddel durchs Wasser. Sie sind auf
dem Weg zu ihren Feldern oder zum Fischfang, oder um auf einer der umliegenden
Inseln Kokosnüsse zu sammeln. Alles strahlt Ruhe aus; Stress ist
ein hier unbekanntes Wort. Drüben am Festland erheben sich hinter
einem mit Palmen bestandenen Streifen flachen Landes, wo auch die meisten
Felder der Kunas liegen, die dicht mit Urwald bedeckten Berge. Scharf
zeichnen sie sich gegen den blauen Himmel ab; nur vereinzelte, weiße
Wolken lockern das Bild auf. Im Licht der aufgehenden Sonne leuchtet das
satte Grün des Urwaldes zu mir herüber. Nur vereinzelt sehe
ich hellere Flecken in dem dunklen Grün: gerodete Flächen, welche
die Kunas zum Anbau von Bananen, Platanen, Yuca und anderen Feldfrüchten
nutzen. Da die Indianer nur für den Eigenbedarf anbauen, hält
sich die Rodung in vernünftigen Grenzen.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||
Es ist 21.00, seit 2 Stunden ist es schon dunkel. Wir ankern auf dem
Rio Chagres, umgeben von Urwald. Im Hintergrund zirpen die Zikaden. Ich
sitze draußen an unserem Tisch mit dem Laptop, trinke ein Glas Rotwein
und gucke, ob nicht unser neues Haustier, ein kleiner, ca. 4 cm großer
Gecko wieder auftaucht. Besonders abends, wenn der Tisch hell erleuchtet
ist und das Licht viele kleine Insekten anzieht kommt er näher, gar
nicht so scheu und wartet auf Beute. Wir freuen uns darüber und beobachten
ihn gespannt.
Am 1.6. sind wir von Panama City aus über Caracas nach Hamburg geflogen.
Für Reinhart war es das erste Mal nach 2 Jahren wieder nach Deutschland
zurückzukommen, ich war zwischendurch ein paar Mal dort. Wir planten
nicht nur einiges zu organisieren, zu ordnen und zu erledigen, im Mittelpunkt
stand Familie und Freunde zu treffen und in ihrer Mitte noch einmal -
kirchlich- in Deutschland zu heiraten. Gut 4 Wochen waren wir in der alten
Heimat, die Zeit verging wie im Fluge, war eigentlich viel zu kurz. So
vieles haben wir nicht geschafft zu erledigen, so viel weniger Zeit war
plötzlich da um Freunde -in Ruhe- zu treffen. Und wenn wir uns dann
sehen konnten, habe ich mich sehr gefreut, aber ich wollte auch nicht
ein nettes oberflächliches Gespräch führen und schnell
wieder gehen, ich wollte mich wirklich treffen , mich richtig unterhalten,
austauschen und gemeinsam Zeit verbringen, berichten wie es mir wirklich
geht und hören, was meinen Gegenüber berührt. Aber dann
sind 4 Wochen eben doch sehr kurz, ich merkte, dass ich Abstriche machen
muss, Besuche kürzer waren als ich es mir gewünscht hatte oder
ich sie gar nicht machen konnte. Insgesamt führte das auch ab und
zu zu etwas Druck und Stress, auch wenn es in Deutschland sehr schön
war.
Am 27.6. fand dann die Trauung in der Kirche von Gelting statt. Trotz
der "ergiebigen" Niederschläge war es ein sehr schönes
Fest. Einige unserer Gäste waren schon vorher gekommen und haben
mit uns gemeinsame Tage in Schleswig-Holstein verbracht. Wie schön
zusammen zusein und trotz des schlechten Wetters und des vielen Regens
habe ich bemerkt, hier in Angeln ist es einfach wunderschön! Nur
selten habe ich auf unserer Reise Gegenden kennen gelernt, die da "mithalten"
können . Und vor allem das "Wiederaufgenommen" und eingebettet
sein in den Kreis von Freunden und Familie, von Menschen, die mir wirklich
sehr nahe sind hat sich einfach so vertraut, so entspannt und gut angefühlt.
Mit dem Bus ging es von Colon nach Panama City, vom nationalen Flughafen Albrook mit einer Dash 42 in 45 Minuten nach David, nahe der Grenze zu Costa Rica und dann mit dem Bus weiter nach Guadeloupe, unser ersten Reisestation. Dort hatten wir uns das Hotel los Quetzales ausgeguckt, es war nicht nur schön und gemütlich, sondern hatte in der Nähe, mitten im Nationalpark des Vulkan Baru 3 Cabanas und ein großes, möbliertes Zelt, den Domo.
Und den haben wir angemietet. Erst waren wir ja schon etwas enttäuscht, es ist wirklich sehr spartanisch eingerichtet und war kalt auf 2200 m Höhe, aber dann waren wir schnell begeistert. Mit dem Gaskocher haben wir etwas geheizt, uns ins Bett gelegt und aus unserem Fernster in die Bäume des Nebelwaldes gesehen. Unser Zelt stand nämlich auf einer Plattform, fast auf Höhe der Baumwipfel, umgeben von Urwaldriesen, dicht bewachsen mit Bromelien und wir waren die einzigen Gäste dort. Außer uns wohnte nur noch der indianische Guide mit seiner Familie
ganz in unserer Nähe. Er hat uns dann auch mit Gummistiefeln und
Regenjacke ausgerüstet und täglich -immer voraus mit seiner
Machete um uns die Wege frei zuschlagen - auf Dschungeltouren begleitet,
uns Vögel und Pflanzen erklärt. Nachmittags sind wir zum Hotel
gewandert, haben die zweitgrößte Orchideenfarm der Welt besucht
(mehr als 2000 verschiedene Arten) und sind seit 2 Jahren zum ersten mal
wieder in einer Sauna gewesen., im Hotel, mit Holzofen, mitten im Regenwald,
vor der Kulisse eines tosenden Flusses. Abends haben wir dort gegessen,
Forellen sind hier die Spezialität und wurden dann zum Schlafen wieder
in einem 4 WD in 20 Minuten schaukelnder Fahrt zu unserem Domo gebracht.
Bei der Ankunft leuchtete das Kuppelzelt im dunklen Urwald, denn unser
Guide hatte schon einige Petroleumlampen angezündet.
Gewohnt haben wir in der Isla Verde einer Cabanaanlage inmitten eines
tropisch üppigen Gartens fast im Zentrum des Ortes, der Name passt,.
Diese schöne Anlage wird von einer deutschen Familie geleitet, sie
sind hier in Panama vor 9 Jahren mit ihrem Segelboot angekommen, haben
sich in Panama verliebt und sind ,wie so viele, geblieben. Panama scheint
ohnehin ein boomendes Einwanderungsland zu sein und Boquete steht besonders
bei amerikanischen Rentnern hoch im Kurs. Neben allen steuerlichen Vorteilen
besonders als Unternehmer und Rentner (Rentner kann man hier offiziell
ab 27Jahren sein, wenn die geforderten finanziellen Mittel vorhanden sind)
spielt dafür das ausgeglichene und angenehme Klima in Boquete eine
Rolle. Ein amerikanisches Magazin für Rentner (Maturity) hat Boquete
mit dem 2. Platz für weltbestes Klima belohnt. Und seit dem kaufen
viele Amerikaner wie verrückt, die Preise steigen und es gibt schon
eine gut gesicherte abgeschottete Siedlung mit Reihenhaus an Reihenhaus,
weitere Siedlungen sind geplant.
Auf dem Weg zurück nach Panama City sind wir kurz entschlossen noch
einmal aus dem Bus gestiegen und haben einen Abstecher nach El Valle gemacht.
Dies ist der Ort an dem reiche Panamaer ihr Wochenendhäuschen haben.
Eigentlich sind es eher große Anwesen mit riesigen gepflegten Gärten.
Alles wirkt äußerst entspannt, erstaunlicherweise sieht man
nur selten hohe Zäune. Wir haben bei Manfred gewohnt, einem deutschen
Kapitän, der eigentlich beruflich nur für wenige Woche nach
Panama kam, aber jetzt schon seit Jahren hier ist. Er hat stilvolle Cabanas
für Gäste und ein Restaurant, ein richtiges, gut organisiertes
Unternehmen, dabei wollte er eigentlich nur etwas kleines für sich.
Er ist wieder jemand , der von Panama, den Menschen hier und dieser wunderschönen
üppig grünen Landschaft bezaubert wurde und geblieben ist. Und
er hat uns sehr gastfreundlich empfangen und bewirtet. Es waren zum Abschluss
unserer Hochzeitsreise noch einmal sehr sehr schöne Tage in El Valle.
Wir sind noch einmal gewandert, haben den Hausberg erklommen und den Blick
auf das Tal genossen, begleitet von dem 10 jährigen Manuel, einem
Indianer Jungen der gerade von der Schule zurück kam. Ein Tag am Rio Chagres
Langsam, man könnte sagen in Zeitlupe, öffnete ich meine Augen, ich bewegte mich nicht, drehte nicht den Kopf; ich war gespannt was ich sehen würde und ich sah eine Wand, eine grüne Wand, eine undurchdringliche, grüne Blätterwand. Ich ließ meinen Blick weiter nach oben wandern und ich sah die Wipfel der Baumriesen dreißig, fünfunddreißig oder mehr Meter in den Himmel ragen. Zwischen mir und dieser Blätterwand lagen etwa zwanzig Meter spiegelglatte, grüne Wasserfläche.
Wir ankerten im Rio Chagres etwa 5 Meilen oberhalb der Mündung mitten im Urwald. Doch schien es mir, als würde hier etwas nicht stimmen, denn ich hörte Geräusche die darauf hin deuteten, dass ganz in der Nähe ein Containerterminal sein musste, denn deutlich und schreiend laut war zu hören wie große Container über raue Zementböden geschleift wurden, ein rostiges Tor wurde zu gezogen, große Wachhunde bellten, doch gleichzeitig hörte ich Löwen brüllen und das Röhren brunftiger Hirsche traf mein Ohr. Fast hätte ich erwartet King Kong aus dem Dschungel treten zu sehen im Kampf mit einem Dinosaurier. Doch die Erklärung ist viel einfacher:
irgendwo in der Nähe saß eine Handvoll Brüllaffen auf
einem Baum und unterhielt sich. Diese kleinen, schwarzen Kerlchen, die
zwischen 60cm und 1,2m groß werden und in kleinen Familien oder
auch in großen Gruppen bis zu vierzig Köpfe leben, machen ihrem
Namen alle Ehre. Im Kampf mit anderen Gruppen oder zur Verteidigung ihres
Territoriums setzen sie ihre unglaublich lauten Stimmen ein. Dabei blasen
sie die Backen auf und reißen das Maul auf, dass der kleine Kopf
dahinter kaum noch zu sehen ist. Ihr Gebrüll ist kilometerweit zu
hören. Ihre geringe Scheu vor Menschen wird ihnen allerdings oft
zum Verhängnis; sei es ihres schmackhaften Fleisches wegen, oder
weil sie sich leicht als Maskottchen halten lassen, werden sie - wenn
auch verbotenerweise - oft gejagt. Doch zurück zu meinem Erwachen. Langsam glitt die Blätterwand an meinem Auge vorbei, eine kleine Insel, kaum 10m im Durchmesser, nur drei, vier fast abgestorbene Bäume darauf, an deren kahlen Ästen wohl ein gutes Dutzend Nester des Webervogels hingen, die mich immer an Nikolausstrümpfe erinnern und die dicht an unserem Ankerplatz lag, trieb - so schien es - an unserem Heck vorbei. Wir lagen in einer kleinen Ausbuchtung des Rio Chagres und das Wasser setzte die "Grete" immer wieder in ganz langsame Drehbewegungen. Eine 360° Drehung dauerte manchmal 5 Minuten oder länger. Ich kam mir vor wie im Panoramakino. Vorsichtig erhob ich mich, um Katrin, die neben mir schlief, nicht zu wecken. Wir schlafen häufig draußen. Unser Sonnensegel, frisch imprägniert, schützt uns vor Regen, der jetzt, während der Regenzeit, häufiger fällt als uns lieb ist. Nun kam das gegenüber liegende Ufer in Sicht. Die Sonne war noch nicht aufgegangen und leichte Nebelschwaden - fein wie Spinnweben - lagen über dem Wasser und hingen in den Bäumen.
Plötzlich färbten sich die Wipfel der Bäume dort drüben
golden und unglaublich schnell zog dieser goldene Schimmer tiefer, berührte
das Wasser, kam auf mich zu und schon war die "Grete" ins Licht
der aufgehenden Sonne getaucht. Nur die hinter mir liegende Blätterwand
blieb im Schatten.
Später - nach dem Frühstück - machten wir einen Ausflug
mit dem Dinghy flussabwärts und dann in einen Nebenfluss, den Rio
Indio hinauf, soweit die Wassertiefe ein Befahren erlaubte. In diesen
kleinen Nebenflüssen herrscht immer eine ganz besondere Stimmung;
ist man schon auf dem größeren Fluss von Urwald und Ruhe umgeben,
so bekommt die Fahrt auf so einem kleinen Nebenarm, bei dem man sich schon
mal unter den tief herabhängenden Zweigen bücken muss, eine
eher abenteuerliche und geheimnisvolle Note. Wir sprechen dann kaum, machen
uns eher durch Zeichen auf das eine oder andere Detail aufmerksam. Am
schönsten aber ist es, wenn man auf dem Rückweg den Außenborder
abstellt und sich vom Strom treiben lässt.
Zurück auf dem Rio Chagres wurde der Motor wieder in Betrieb genommen,
Katrin machte die Angel klar und ich steuerte das Dinghy möglichst
nah am Ufer entlang zurück zur "Grete". Wir hatten Glück,
ein 2kg Fisch, dem Red Snapper sehr ähnlich, stellte sich uns als
Abendmalzeit zur Verfügung. Filettiert und in Mandarienenlimonensaft
(diese Frucht ist in Deutschland nicht im Handel, schmeckt aber genauso
wie der Name sagt), Chili, Knoblauch, Salz und etwas Olivenöl mariniert,
haben wir sie abends in der Pfanne gebraten. Dazu gab es Christophinen,
auch Chapote genannt. Ein Gemüse, das dem Kohlrabi ähnlich ist.
Als Soße gab es eine Weißwein-Sahne-Estragon-Mandarinenlimonen-Soße.
Nach dem Abendessen haben wir noch etwas gelesen, ein Glas Wein getrunken und dann unseren Biergartentisch - ein Möbel, um das uns alle Yachtsegler beneiden, denn bei ihnen ist der Tisch meist so klein, dass neben zwei Tassen Kaffee gerade noch ein Schälchen Konfekt Platz hat - beiseite gestellt und unser Nachtlager aufgeschlagen. Inzwischen war der Mond aufgegangen, hatte dem Wasser einen silbrigen Schimmer verliehen, in dem sich das Ufer tiefschwarz spiegelte und vereinzelte Schäfchenwolken kurz unter der Oberfläche zu treiben schienen. Als der Vollmond im Zenit stand - um Mitternacht also - ruhten wir schon längst in Orpheus' Armen.
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||
Heute schreiben wir den 26.Mai 2004. Wir liegen in der Marina des Colon Yacht Clubs in Cristobal Colon, der atlantischen Zufahrt zum Panamakanal. Und jetzt haben wir seit zwei ein halb Monaten zum ersten Mal wieder Zugang zum Internet und damit die Gelegenheit einen Bericht zu senden. In diesen zwei ein halb Monaten haben wir uns im Archipel der San Blas Inseln umgesehen, haben viele sehr unterschiedliche Inseln gesehen und uns oftmals wie in einer anderen Welt gefühlt. Und hier haben wir am 7.5.04 geheiratet.
Der Entschluss zu heiraten wurde im November 03 auf Curacao gefasst. Bei einem Rundgang auf der Stadtmauer von Cartagena, im Februar 04, haben wir Panama als Land ausgewählt und nach unserer Ankunft auf den San Blas Inseln, Anfang März, war uns schon bald klar, hier und nirgends sonst sollte die Trauung stattfinden. Nun galt es die bürokratischen Hürden zu überwinden. Etliche Papiere mussten beschafft werden, und was anfänglich als unüberwindliches Hindernis aussah, wurde dank eifriger Mithilfe von Iris, Ursula, Christiane und Christian gelöst. Papiere mussten von den deutschen Behörden beschafft werden, ins Spanische übersetzt und vom panamesischen Konsul in Hamburg beglaubigt, und dann per UPS nach Panama auf den Weg gebracht werden. Hier nahm Victor Cabada, ein Rechtsanwalt, den wir während seines Urlaubs bei seiner Großmutter auf Nargana auf den San Blas Inseln kennen gelernt hatten die Papiere in Empfang, brachte sie zum Außenministerium, um sie bestätigen zu lassen und letztendlich zum Licenciado Nelson Quijada, Juez comarcal de San Blas, dem einzigen Richter für die gesamte Comarca San Blas, der Trauungen durchführen durfte, die dann auch international anerkannt würden. Nelson hatten wir in Corazon den Jesus getroffen, als er gerade einen seiner seltenen Besuche auf dieser kleinen Insel machte, auf der er ein Büro unterhält, um die Belange der Kuna Indianer wahrzunehmen. Er hatte uns eingangs genau erklärt, welche Papiere wir benötigten, einschließlich eines Gesundheitszeugnisses mit umfangreichen Untersuchungen neuesten Datums.
Wir legten den 7.5. als Hochzeitsdatum fest und die kleine, unbewohnte Insel Ordupbanedup - zu deutsch: Goldinsel-Vogelinsel - als Ort. Nelson erklärte sich bereit die Trauung auch außerhalb seines Büros, nämlich auf eben dieser Insel vorzunehmen. Nun begann ein Wettlauf mit der Zeit. Immer wieder mussten wir eine Insel anlaufen auf der es ein Telefon gab, um mit Victor oder Nelson Rücksprache zu nehmen. Und endlich, einen Tag vor dem Termin, erhielten wir von Nelson die Bestätigung, dass alles paletti war, und wir am nächsten Tag heiraten konnten. In der Zwischenzeit hatten wir mit Victors Mutter, die wegen des Präsidentenwahlkampfs auf Nargana weilte, folgende Absprache getroffen:
Nalis Cafe - welches ihrer Mutter gehörte - sollte ein Hochzeitsmenü, die Getränke, Tische und Stühle, sowie Mundeis nach Ordupbanedup liefern, ferner sollte von dort der Richter zu unserer Insel befördert werden und bereits zwei Tage vorher meine Tochter mit Familie, die aus Ekuador angereist waren. Ferner sollte die Hochzeitstorte im gleichen Flugzeug, mit dem der Richter aus Panama kommen sollte, eingeflogen werden. Nelson (der Richter) sollte um 12 Uhr am 7.5. das Kayuco (ein Einbaum mit Außenborder) besteigen. Wir erwarteten ihn somit gegen 12:30 an Bord. Auf Ordupbanedup - wir lagen nur 50m daneben vor Anker - hatten wir unsere Breitfock, ein 54m² großes Segel, zwischen Palmen gespannt.
Es sollte als Regenschutz dienen, denn die Regenzeit hatte in diesem Jahr recht früh begonnen, oder aber uns vor der Sonne schützen, falls sie uns gnädig gesinnt sein sollte. Und sie war es, wir sahen nicht einen Regentropfen. Am Hochzeitstag war natürlich am Morgen noch große Aufregung: würde alles klappen, würde das Essen ausreichen und die Getränke? Als wir das Menü und die Getränke bestellten, wussten wir noch nicht, wer unsere Gäste sein würden. Wir hatten alle Yachten, die an diesem Tag in den Cocos Banderas - zu denen Ordupbanedup gehörte - ankern würden, eingeladen. Gekommen sind sechs Yachten.
Außer den vorgenannten Dingen hatten wir bei den mit uns befreundeten Seglern von der "April Fool", Stan und Rica, noch Käse und Champagner bestellt, die diese aus Panama mitbringen sollten. Leider kamen sie wegen schlechten Wetters erst eine Woche später. Am Hochzeitstag aber, um 12:00 Uhr waren wir bereit. Nun warteten wir auf unseren Richter. Um halb eins war noch kein Kayuco in Sicht, genauso wenig wie um eins und halb zwei. Unsere Gäste hatten sich inzwischen auf der Hochzeitsinsel versammelt und warteten. Wir wurden immer nervöser. Um 13:45 hatten wir die Hoffnung aufgegeben; wir beschlossen noch bis um 14:00 Uhr zu warten und dann eben keine Hochzeit, sondern eine Verlobung zu feiern. Um 13:55 sahen wir dann endlich die weiße Bugwelle des Kayucos in der ansonsten ruhigen See am Horizont auftauchen. Allen viel ein Stein vom Herzen und schon bald kletterte ein strahlender Richter in blendender Laune über die Lotsenleiter an Bord. Er hatte noch seine Sekretärin und einen Bürogehilfen mitgebracht.
Nach stürmischer Begrüßung saßen wir bald um unseren
Biergartentisch an Bord und er erklärte uns ausführlich und
mit viel Mimik - er erinnerte mich oftmals an Eddy Murphy - wie denn nun
die Trauung von statten gehen sollte. Unsere Trauzeugen, Susanne und Hans
von der "Nautibaer" , waren inzwischen zu uns gestoßen
und nachdem auch sie ihre Instruktionen erhalten hatten und wir schon
mal eine Flasche Champagner - von der "Nautibaer" gestifftet
- geleert hatten, fuhren wir alle auf die Insel und die eigentliche Trauung
begann. Nelson nahm sich sehr viel Zeit und erklärte uns an Hand
vieler Beispiele den Sinn und Zweck einer Ehe. Dabei saßen Katrin
und ich in bequemen Klappsesseln und Nelson saß uns gegenüber
auf einem Stuhl. Zwischen uns ein Tisch auf dem zwei Bücher und unsere
Eheringe lagen. Bei den Büchern handelte es sich um die Verfassung
Panamas sowie den panamesischen Familienkodex. Auf diese beiden Bücher
mussten wir - als wir dann endlich unser "Si" sagten - die Hände
legen.
Zwischenzeitlich gab es aber immer mal wieder etwas Aufregung, weil Amelie,
meine Enkelin, sich unbedingt die Ringe aneignen wollte oder weil sie
fand, dass der schönste Platz zwischen Katrin und mir war. Als dann
nicht nur die Trauzeugen, sondern alle Anwesenden aufgerufen wurden, sich
aktiv für den Erhalt unserer Ehe einzusetzen, wir nicht nur eine
Vielzahl von Papieren unterschrieben, sondern diese auch noch mit Fingerabdrücken
geschmückt hatten, konnten wir die Ringe tauschen. Janina - meine
Tochter - hatte für alle, die des Spanischen nicht mächtig waren,
die gesamte Zeremonie simultan übersetzt; dafür sage ich ihr
auf diesem Wege noch einmal Dank! Da der Champagner noch auf der "April
Fool" war, stießen wir mit unserem letzten Vino Verde, den
wir noch aus Portugal hinübergerettet hatten, an. Als wir zweihändig
die Hochzeitstorte anschnitten, bestand Nelson darauf, dass wir einem
panamesischen Brauch zufolge jeder ein Stück Torte in die Hand nahmen
und es dann so essen mussten, wie man bei uns sein Glas leert, wenn man
Brüderschaft trinkt: mit verschränkten Armen.
Ich will es kurz machen: Wir sind glücklich, unsere Hochzeit war
nicht nur aufregend, sie war auch so romantisch, wie man es sich nicht
besser vorzustellen vermag. Eine unbewohnte, kleine Insel, kaum größer
als 200m im Durchmesser, mit Palmen bestanden, von weißen Stränden
gesäumt, von türkiesfarbenem Wasser gerahmt und von etlichen
ähnlichen Inseln umgeben, unter einem Segel, dass zwischen Palmen
gespannt war (und das uns bereits von Europa bis hierher gebracht hatte).
Zusammen mit einigen (leider wenigen) Familienmitgliedern, mit Freunden
und Bekannten aus der großen Familie der Langzeitsegler, mit einem
überaus herzlichen und freundlichen Standesbeamten und im Beisein
einer Kunafamilie in ihrer malerischen Landestracht. Kann es schöner
sein? |
|||||||||||||||||||||||||||||||||
Eigentlich wollten wir ja gar nicht nach Cartagena. Vom Reisen nach Kolumbien
wird auch dringend abgeraten. Cartagena aber bildet eine Ausnahme. Diese
Stadt ist sicher - und wunderschön - und liebenswert! So verbrachten
wir dort zweieinhalbe Monaten und wären auch gerne noch geblieben....
|