Bei der Atlantiküberquerung

 

 

 

Reisetagebuch

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November 2004

Playon Chico & Besuch beim Sahila

September 2004

Hochzeitsreise und 1 Tag am Rio Chagres

Vom 26.05.2004

Hochzeit in Panama

Im Februar /März 2004

Cartagena

 

 

Ältere Tagebuchberichte:

Bitte zum Ende gehen.

Playon Chico

Doc-Version

Es ist 06:45. Ich sitze am Frühstückstisch und blicke dem Dinghy nach, mit dem Katrin in der nur zwei handbreit über dem Horizont stehenden Sonne meinen Blicken entschwindet. Sie ist auf dem Weg ins Centro Salut. (Doch davon im nächsten Bericht). Vor einer Stunde sind wir aufgestanden - zur Kunatime, wie ich sie nenne, denn die Kunas stehen immer mit dem ersten Morgengrauen auf um ihr Tagewerk zu beginnen. Da die meisten Inseln ohne Strom sind, bestimmt das Tageslicht ihren Lebensrhythmus. Die Dreiviertelstunde vor- und die gleich Zeit nach Sonnenaufgang gehören zur schönsten Zeit des Tages. Ich lasse meinen Blick in die Runde schweifen. Hier und da sehe ich ein Cayuco durchs Wasser gleiten. Mit gleichmäßig ruhigen, gleichwohl kräftigen Bewegungen ziehen sie ihre großblättrigen Paddel durchs Wasser. Sie sind auf dem Weg zu ihren Feldern oder zum Fischfang, oder um auf einer der umliegenden Inseln Kokosnüsse zu sammeln. Alles strahlt Ruhe aus; Stress ist ein hier unbekanntes Wort. Drüben am Festland erheben sich hinter einem mit Palmen bestandenen Streifen flachen Landes, wo auch die meisten Felder der Kunas liegen, die dicht mit Urwald bedeckten Berge. Scharf zeichnen sie sich gegen den blauen Himmel ab; nur vereinzelte, weiße Wolken lockern das Bild auf. Im Licht der aufgehenden Sonne leuchtet das satte Grün des Urwaldes zu mir herüber. Nur vereinzelt sehe ich hellere Flecken in dem dunklen Grün: gerodete Flächen, welche die Kunas zum Anbau von Bananen, Platanen, Yuca und anderen Feldfrüchten nutzen. Da die Indianer nur für den Eigenbedarf anbauen, hält sich die Rodung in vernünftigen Grenzen.
Ich trete an die Reling, lasse meinen Sarong - der mir, wenn wir allein sind, zum liebsten Kleidungsstück geworden ist (er stammt noch aus Sri Lanka, wo wir vor Jahren einmal Urlaub gemacht haben) - fallen, schlage eine Pütz Wasser auf und gieße sie mir über den Kopf. Von oben bis unten einshampooniert stürze ich mich anschließend mit einem Kopfsprung ins 29° warme Wasser. Prustend befreie ich mich vom Schaum und lasse mich dann, auf dem Rücken liegend, die Inseln und Berge betrachtend, treiben. Wieder genieße ich die Ruhe und die Einsamkeit. Zurück an Deck wasche ich mir noch schnell das Salz aus den Haaren. Unsere Solardusche - mit Regenwasser gefüllt - hängt im Steuerbord Want und trägt viel da zu bei das Baden zum reinen Vergnügen zu machen.
Heute ist es absolut windstill - wie so häufig zwischen Mai und November, der Regenzeit; auch wenn es längst nicht an allen Tagen regnet. Die See liegt wie aus Blei gegossen da, nur draußen am Riff brechen sich die Wellen. Auch wenn kein Windhauch zu spüren ist, läuft fast immer eine Dünung von Norden her auf die Inselkette zu und erzeugt diesen Brandungsgürtel am Riff. Scheinbar aus dem Nichts tauchen die Wellenberge plötzlich auf, wie Walbuckel erheben sie sich aus der sonst ruhigen See, zeichnen sich dunkel gegen den Horizont ab, wachsen immer höher und höher, um sich dann über dem Riff mit Donnergetöse zu brechen. Mal rollen sie in immer gleichbleibender Formation auf das Riff zu, dann aber bilden sich plötzlich Kreuzseen, die, wenn sie aufeinander treffen, ihre Wassermassen in gewaltigen Fontänen zum Himmel schleudern. Von hier aus, von unserem Ankerplatz, ist von dem Getöse allerdings nichts zu hören - es ist zu weit entfernt.
Wir haben die "Grete" zwischen einigen, der Küste vorgelagerten Inseln, vor Anker gelegt. Insgesamt besteht die Gruppe aus 17 Inseln, von denen aber nur zwei bewohnt sind. Uns am nächsten gelegen befindet sich Iskartupu, eine runde Insel - vielleicht zwei, dreihundert Meter im Durchmesser, auf der sich ein Kuna Hotel befindet. Acht einfache Holzhütten, aus ungehobelten, aber lackierten Baumstämmen, Zuckerrohr und Bambus erbaut und mit einem Dach aus Palmwedeln gedeckt, bilden sie einen Kreis am Rande der Insel - die Veranden jeweils dem Wasser zu gewand. Am Landungssteg befindet sich das Restaurant, eigentlich nur eine große, überdachte Terrasse und von dort gelangt man über einen Holzsteg, der Abends mit Fackeln beleuchtet ist, zu einem Pavillon, der auf Stelzen im Meer steht.
Die andere ist Playon Chico, auf Kuna Ukupseni, eine dicht bevölkerte Insel, die auch als eines der Zentren der Region gilt. Dicht am Ufer gelegen, ist sie durch eine Brücke mit dem Festland verbunden. Auf der Festlandsseite befindet sich der Flugplatz, der zusammen mit fünf weiteren die einzige Verbindung zwischen der Comarca Kuna Yala mit dem übrigen Panama herstellt. Straßen gibt es nicht und größere Schiffe, die auch in der Zeit der starken Winde und hohen Wellen bis Colon fahren könnten gibt es zu wenig. Ein Küstenfrachter, welcher den Kunas gehört, benötigt für eine Rundreise durch die Inselwelt etwa zwei Wochen. Gestern kam er mal wieder hier vorbei, stoppte kurz vor der Hotelinsel, warf zwei zweihundert Liter Benzinfässer ins Wasser und fuhr weiter. Die Hotelleute zogen die Fässer mit Hilfe ihrer Cayucos an Land und rollten sie den Strand hoch. So einfach geht das hier.
Jeden Morgen kommen zwei kleine, zweimotorige Flugzeuge aus Panama City - eine von Aero Perlas, die andere von Tourismo Aero - und bringen Passagiere und nehmen wieder welche mit. Sie landen, je nach Bedarf, auf allen Flughäfen der Reihe nach; allerdings nicht immer in der geografischen Reihenfolge, vielmehr bestimmt die Anzahl und der Bestimmungsort der Passagiere die Flugroute, denn es können immer nur so viele Passagiere zusteigen, wie vorher andere ausgestiegen sind. Am Nachmittag kommen dann nacheinander zwei kleine, einmotorige Cessnas, die auf ihrem Weg nach Osten Frachtstücke ausladen und auf dem Rückweg Langusten, Langostinos, Pulpos und Seespinnen - diese riesigen Krebstiere - mitnehmen. Eine etwas zweischneidige Sache, denn während früher alle diese leckeren Tiere der eigenen Ernährung dienten, landen sie heute auf den Tischen der Nobelrestaurants der Hauptstadt und das dafür eingenommene Geld wird nicht für Ernährung ausgegeben, denn kaufen kann man hier fast nichts, sondern für Armbanduhren und Transistorradios von den kolumbianischen Küstenfrachtern, die hier die Kokosnüsse aufkaufen und vor allem für Goldschmuck, den die Kunafrauen oft in größeren Mengen tragen. Nicht selten klagen sie dann, dass sie nicht genug zu essen haben.
Neben der Landepiste, die auch als Fußweg zu den Feldern und zu den Schulgärten benutzt wird, befindet sich ein kleines Verwaltungszentrum sowie eine riesige Halle, die als Kirche dient. Die Methodistenkirche - von Amerikanern erbaut - habe ich noch nie bevölkert gesehen. Gleich daneben befindet sich die dreistufige Schule. In der Primaria werden rund 600 Kinder unterrichtet, den Unterricht an den beiden jeweils dreijährigen Stufen der Secundaria besuchen je 130 Schüler. Die Schüler kommen häufig von weit entfernt liegenden Inseln, auf denen es keine Schulen gibt. Sie sind hier bei Verwandten oder anderen Familien untergebracht. Die zweite Stufe der Secundaria ist als landwirtschaftliche-, bzw. technische Schule gestaltet. Der Direktor der Schule hat uns einmal voller Stolz die Schulgärten gezeigt. Und in der Tat, er konnte Stolz darauf sein. Die Beete reihten sich schnurgerade an einander, die sauberen Wege von Papaja- oder Bananenstauden gefasst. Im Vorbeigehen pflückte er für uns gleich einen Karton voller Paprika, Chilischoten, Tomaten, Frühlingszwiebeln und einer Wassermelone.
Die Tatsache, dass die hier erwähnten Einrichtungen auf dem Festland und nicht auf der Insel angesiedelt sind, hat meines Erachtens nicht nur damit zu tun, dass auf der Insel nicht genügend Platz wäre; es ist wohl auch so, dass fremdländische Kirche, Flugplatz, eine Schule, die nach den Regeln des panamesischen Bildungsgesetzes betrieben wird und in welcher in der Fremdsprache Spanisch und nicht auf Kuna unterrichtet wird und ein von der panamesischen Regierung eingerichtetes Verwaltungszentrum nicht mit der traditionellen Lebensweise der Kuna übereinstimmt. Sie regieren lieber von ihrem Congresso aus, wo der Sahila und seine nächsten Ratgeber von der Hängematte aus Hof halten.
Dieser Bericht muss leider ohne Bilder erscheinen, da uns das Versenden von Bildern von hier aus nicht möglich ist.Wird aber nachgeholt.
Reinhart


Besuch beim Sahila

Am 19. September erwarteten wir Iris. Sie wollte uns einige Tage auf der "Grete" besuchen. Vorher aber wollten Iris und Katrin noch ein wenig vom Festland Panamas sehen. Deswegen hatte Katrin bei Aero Perlas für eben diesen Tag einen Flug von Playon Chico nach Panama City gebucht. Der Flug sollte um 8.00 Uhr abgehen. Katrin hatte drei mal nachgefragt, denn normalerweise geht der Flug um halb sieben und drei mal hat man ihr die Richtigkeit bestätigt. Gegen halb sieben - wir saßen beim Frühstück an Deck - sahen wir die Aero Perlas Maschine landen. Sollten heute, am Sonntag, zwei Maschinen kommen? Schnell machten wir uns auf den Weg, fuhren mit dem Dinghy die 15 Minuten zum Flugplatz. Doch zu spät - die Maschine war schon wieder weg. Wir warteten nun auf die zweite, doch vergebens. Auch die Maschine von Tourismo Aereo flog ohne Katrin wieder ab; ausgebucht. Wir waren etwas ratlos - was würde aus Iris werden, die am Abend in Panama City ankommen würde? Zum Glück hatten wir ihr mitgeteilt in welchem Hotel sie übernachten sollte. Wir versuchten im Hotel anzurufen, doch das Telefon war gestört. Dann bekamen wir den Tipp, dass die kleine Cessna, die hier täglich die Langusten abholt, schon auch mal einen Passagier mitnehmen würde. Während wir zu telefonieren versuchten war dieser kleine, knallrot angemalte Flieger gelandet; von der Besatzung fehlte allerdings jede Spur. Zwei Stunden warteten wir am Flughafen, dann machte ich mich auf die Suche im Dorf. Der Langustenkontrolleur (jede exportierte Languste wird auf das Mindestmaß hin angesehen), meinte dann, dass der Pilot und sein Copilot auf einer kleinen Badeinsel seien. Mit einem Cayuco fuhren wir hin und fanden den Copilot, der mit seiner Freundin turtelnd am Strand lag. Der Pilot sei auf der anderen Inselseite. Da wir auch bei ihm eine Freundin vermuteten, wollten wir nicht stören und fuhren wieder zurück zum Flughafen, um dort auf die Beiden zu warten.
Und während wir so warteten kamen wir mit immer mehr Leuten ins Gespräch. Unter anderem auch mit einem Mann namens Domingo Diaz. Er überraschte uns mit seinem ausgezeichneten Spanisch, das ist hier eher ungewöhnlich. Die meisten Kunas sprechen - wenn überhaupt - ein eher holpriges Spanisch. Obwohl Landessprache, ist es für die Kunas genau so eine Fremdsprache wie für uns. Sie sprechen Kuna! Domingo machte auf uns einen sehr gebildeten Eindruck und er erzählte, dass er gerade mit einem Projekt beginne, bei dem Angehörige verschiedene Indianerstämme aus mehreren mittelamerikanischen Staaten traditionelle Heilpflanzen in größerem Stil anbauen würden - zum einen für den Eigenbedarf, zum anderen aber auch für den Export. Wir waren sehr daran interessiert mehr darüber zu erfahren und als ich sagte, dass sich besonders Katrin für die Heilpflanzen interessieren würde, da sie Kinderärztin sei, meinte Domingo sofort, sie bräuchten dringend eine Kinderärztin, denn in der gesamten Comarca Kuna Yala gebe es keine. Wie lange wir denn bleiben würden? Wir meinten so etwa ein halbes Jahr, worauf er sagte, er würde mit dem Sahila reden. Unser Einwand, dass in einer so kurzen Zeit wohl noch nicht mal das Genehmigungsverfahren der Gesundheitsbehörde zustande käme, meinte er, hier haben wir - die Kunas - das sagen, (worin er sich allerdings irrte), nur im Krankenhaus könne die Regierung in Panama mitreden, da das von ihr bezahlt würde. Wir meinten dann, wir würden uns wieder melden, wenn Katrin aus Panama zurück sei. Sie flog dann am nächsten Morgen, denn auf der Cessna war kein Platz - die Piloten nahmen ihre Freundinnen mit.
Am folgenden Vormittag, ich war an Deck der "Grete" mit Überholungsarbeiten beschäftigt, steuerte ein Cayuco auf mich zu und ein Kuna teilte mit, dass ich um 16.00 Uhr einen Termin beim Sahila hätte. (So drückte er sich aus, vielleicht hätte er eine andere Form gewählt, wäre er des Spanischen besser mächtig gewesen). Nun gut - Befehl ist Befehl - um 16.00 Uhr betrat ich den Congresso. Der Sahila lag in seiner Hängematte, bekleidet mit Hose, Hemd und Krawatte - die nackten Füße baumelten über den Rand - und setzte sich, als er meiner ansichtig wurde, den Hut auf. Nachdem ich mich vorgestellt hatte fragte er mich, wo meine Frau sei. Ich sagte: in Panama. Er weiter: ist sie Kinderärztin? - Ja - Wann kommt sie zurück - Donnerstag - Dann erwarte ich sie Donnerstag um 16.00 Uhr hier. Ich war entlassen.
Bis zum Eintreffen von Katrin wurde ich, wenn ich mich im Dorf blicken ließ, immer wieder angesprochen, ob ich der Mann der Kinderärztin sei, die hier bald arbeiten würde. Ich war bekannt wie ein bunter Hund. Als Mann der Kinderärztin.
Als Katrin am Donnerstag mit Iris hier eintraf und ich ihr von den Ereignissen erzählte, war sie nicht wenig überrascht - vor allem aber natürlich neugierig. Dann haben wir ausführlich diskutiert - das Wenn und Aber gegeneinander abgewogen und sind zu dem Schluss gelangt:
Helfen, wenn möglich ja, in welcher Form, muss geklärt werden.
Pünktlich um 16.00 Uhr betraten wir zu dritt, Iris war mitgekommen, den Congresso. Wie so etwas aussieht habe ich im Beitrag über Tigre bereits beschrieben. Nachdem ich Katrin und Iris vorgestellt hatte, forderte mich der Sahila - wie immer in der Hängematte liegend - auf, mein Anliegen vorzutragen. Ich war etwas überrascht, denn eigentlich hatten nicht wir ein Anliegen, sondern die Kunas. Ich wiederholte also in groben Zügen unser Gespräch mit Domingo am Flugplatz. Dann trat Domingo vor und hielt eine längere Rede auf Kuna, die er uns dann, als noch andere Kunas das Wort ergriffen - wobei sie jeweils aufstanden und vor traten - ins Spanische übersetzte. Zuletzt erhob sich der Sahila (man hat mir später versichert, dass er das nur sehr selten tun würde), setze seinen Hut auf, einen Hut wie ihn hier alle Würdenträger tragen und wie man ihn in Deutschland durchaus üblicherweise zum Beispiel auf dem Kopf manches Dittmarscher Bauern sehen kann: klein, Knick in der Mitte, schmaler Rand, hinten hoch- vorn runtergebogen, mit schwarzem Hutband, und hielt eine längere Rede auf Kuna. Domingo, der schräg hinter mir saß, übersetzte abschnittsweise in Spanische. Es war viel von Brüderlichkeit, gegenseitiger Hilfe und Achtung vor den Menschen die Rede. Er betonte, dass wir Europäer - aber auch die Amerikaner und Asiaten - viel Verständnis aufbringen würden für das Bestreben des Volkes der Kuna ihren eigenen, traditionellen Weg zu gehen; nur die Regierung in Panama mache sich dieses Bestreben nicht zu eigen. Wenn es nach denen ginge, müssten alle Panamaer gleich leben. Dann sprach er vom Willen des großen Vaters, wie die Kunas Gott nennen, der Katrin im fernen Deutschland auf die lange Reise zu ihnen geschickt habe, weil er um ihre Not wüste und wer seien denn nun sie, das einfache Volk der Kuna, das sie einen solchen Wunsch des großen Vaters ablehnen könnten.
(Der große Vater hat übrigens nach dem Glauben der Kunas nicht einfach so die Welt erschaffen, er hat sich dazu eine Frau genommen, Mutter Erde, die alles Leben gebiert).
Dann forderte er uns auf uns um 18.00 Uhr mit einer Kommission zu treffen um alles Weitere zu besprechen. Damit waren wir entlassen.
Die Kommission bestand aus vier Herren - mit Hut - und die Besprechung war kurz. Man teilte uns mit, die Kommission würde noch heute mit dem Arzt des Gesundheitszentrums reden und wir sollten das selbe dann Morgen tun. Und wir taten das. Der Arzt, Joaquim Chen, ein panamesischer Chinese, den wir bereits kennen gelernt hatten - er hatte unser Ehefähigkeitsattest ausgestellt - empfing uns erst skeptisch und wollte wissen, ob Katrin nun beabsichtige durch die Inselwelt zu segeln und Sprechstunden zu halten. Als Katrin ihm aber klarmachte, dass sie das ganz bestimmt nicht vorhabe, vielmehr unter seiner Führung ihm hier in seinem Zentrum zu Helfen gedenke, wenn er denn dieser Hilfe benötige, da ging ein Strahlen über sein Gesicht und er meinte, dass er sich das sehr gut vorstellen könne. Denn er sei schließlich kein Pädiater. Und gerade bei Neugeborenen könne er schon mal Hilfe brauchen. So verabredeten wir, dass er sich in Panama die Erlaubnis für Katrin besorgen solle und wir würden in der Zwischenzeit für einen kurzen Besuch zu meiner Tochter Janina nach Ekuador fliegen, denn unser Visum war abgelaufen und wir mussten für mindestens 72 Stunden das Land verlassen. Und so verabschiedeten wir uns - nicht ohne das Katrin noch schnell ein Neugeborenes mit schiefem Kiefer begutachten musste - sehr herzlich. Dr. Chen, der eher einen bärbeißigen Eindruck macht, nahm Katrin in den Arm und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
Nun sind wir wieder hier in Playon Chico, die Genehmigung des Gesundheitsministeriums ist da und Katrin hat inzwischen ihre Arbeit aufgenommen.
Bilder zu diesem Bericht können wir erst im Januar nachliefern, da das technisch von hier nicht möglich ist.
Reinhart

 

Hochzeitsreise

Doc-Version

Es ist 21.00, seit 2 Stunden ist es schon dunkel. Wir ankern auf dem Rio Chagres, umgeben von Urwald. Im Hintergrund zirpen die Zikaden. Ich sitze draußen an unserem Tisch mit dem Laptop, trinke ein Glas Rotwein und gucke, ob nicht unser neues Haustier, ein kleiner, ca. 4 cm großer Gecko wieder auftaucht. Besonders abends, wenn der Tisch hell erleuchtet ist und das Licht viele kleine Insekten anzieht kommt er näher, gar nicht so scheu und wartet auf Beute. Wir freuen uns darüber und beobachten ihn gespannt.
Und jetzt denke ich an all das, was ich für diesen Bericht schreiben will, so viel Unterschiedliches, jedes für sich so anders und nichts wie unsere Zeit hier auf diesem Urwaldfluss: unsere Reise nach Deutschland, unsere Hochzeitsreise durch Panama und unser Aufenthalt in Colon.
Deutschland, das scheint mir schon so lange zurückzuliegen.

Vor der Kirche

Am 1.6. sind wir von Panama City aus über Caracas nach Hamburg geflogen. Für Reinhart war es das erste Mal nach 2 Jahren wieder nach Deutschland zurückzukommen, ich war zwischendurch ein paar Mal dort. Wir planten nicht nur einiges zu organisieren, zu ordnen und zu erledigen, im Mittelpunkt stand Familie und Freunde zu treffen und in ihrer Mitte noch einmal - kirchlich- in Deutschland zu heiraten. Gut 4 Wochen waren wir in der alten Heimat, die Zeit verging wie im Fluge, war eigentlich viel zu kurz. So vieles haben wir nicht geschafft zu erledigen, so viel weniger Zeit war plötzlich da um Freunde -in Ruhe- zu treffen. Und wenn wir uns dann sehen konnten, habe ich mich sehr gefreut, aber ich wollte auch nicht ein nettes oberflächliches Gespräch führen und schnell wieder gehen, ich wollte mich wirklich treffen , mich richtig unterhalten, austauschen und gemeinsam Zeit verbringen, berichten wie es mir wirklich geht und hören, was meinen Gegenüber berührt. Aber dann sind 4 Wochen eben doch sehr kurz, ich merkte, dass ich Abstriche machen muss, Besuche kürzer waren als ich es mir gewünscht hatte oder ich sie gar nicht machen konnte. Insgesamt führte das auch ab und zu zu etwas Druck und Stress, auch wenn es in Deutschland sehr schön war.
Ja und dann war da ja noch unsere kirchliche Trauung und die anschließende Feier. Besonders mir war es sehr wichtig auch kirchlich zu heiraten und das im Kreise von Familie und Freunden. Aber eigentlich hatten wir bis auf das Datum, dass wir mit der Pastorin vereinbart hatten und den angemieteten Ferienhäusern auf Schoß Gelting noch gar nichts organisiert.....Und da gab es reichlich zu tun. Also sind wir kurz nach der Ankunft nach Gelting gefahren, haben Essen, Getränke, Zelt bestellt, die Häuser angeguckt, die Musikanlage von Christian ausgeliehen und Christoph und Roland gebeten die Musik zu machen und versucht in möglichst kurzer Zeit möglichst alles zu organisieren.

Sommer in Schleswig-Holstein

Am 27.6. fand dann die Trauung in der Kirche von Gelting statt. Trotz der "ergiebigen" Niederschläge war es ein sehr schönes Fest. Einige unserer Gäste waren schon vorher gekommen und haben mit uns gemeinsame Tage in Schleswig-Holstein verbracht. Wie schön zusammen zusein und trotz des schlechten Wetters und des vielen Regens habe ich bemerkt, hier in Angeln ist es einfach wunderschön! Nur selten habe ich auf unserer Reise Gegenden kennen gelernt, die da "mithalten" können . Und vor allem das "Wiederaufgenommen" und eingebettet sein in den Kreis von Freunden und Familie, von Menschen, die mir wirklich sehr nahe sind hat sich einfach so vertraut, so entspannt und gut angefühlt.
So ist mir dann (erwartungsgemäß) der Abflug am 3.7. nicht leicht gefallen.
Ziemlich müde und erschlagen kamen wir wieder zusammen mit unseren 105 kg Gepäck (ja es gibt wirklich immer viel einzukaufen für unser Schiff und dann gab es ja auch noch Hochzeitsgeschenke....)auf unserem zu hause der Grete an. Die Eingewöhnung fiel mir nicht leicht, plötzlich waren wir wieder nur zu zweit und in den ersten Tagen - so geht es mir nach einem Deutschland Aufenthalt immer- hatte ich Heimweh und fühlte mich einsam.
Wir sind nur kurz geblieben, haben unser Gepäck umsortiert und sind mit Wanderschuhen und Rucksack ausgerüstet zu unser Hochzeitsreise quer durch Panama aufgebrochen.

Wanderung im Nebelwald

Mit dem Bus ging es von Colon nach Panama City, vom nationalen Flughafen Albrook mit einer Dash 42 in 45 Minuten nach David, nahe der Grenze zu Costa Rica und dann mit dem Bus weiter nach Guadeloupe, unser ersten Reisestation. Dort hatten wir uns das Hotel los Quetzales ausgeguckt, es war nicht nur schön und gemütlich, sondern hatte in der Nähe, mitten im Nationalpark des Vulkan Baru 3 Cabanas und ein großes, möbliertes Zelt, den Domo.

Unser Domo

Und den haben wir angemietet. Erst waren wir ja schon etwas enttäuscht, es ist wirklich sehr spartanisch eingerichtet und war kalt auf 2200 m Höhe, aber dann waren wir schnell begeistert. Mit dem Gaskocher haben wir etwas geheizt, uns ins Bett gelegt und aus unserem Fernster in die Bäume des Nebelwaldes gesehen. Unser Zelt stand nämlich auf einer Plattform, fast auf Höhe der Baumwipfel, umgeben von Urwaldriesen, dicht bewachsen mit Bromelien und wir waren die einzigen Gäste dort.

Außer uns wohnte nur noch der indianische Guide mit seiner Familie ganz in unserer Nähe. Er hat uns dann auch mit Gummistiefeln und Regenjacke ausgerüstet und täglich -immer voraus mit seiner Machete um uns die Wege frei zuschlagen - auf Dschungeltouren begleitet, uns Vögel und Pflanzen erklärt. Nachmittags sind wir zum Hotel gewandert, haben die zweitgrößte Orchideenfarm der Welt besucht (mehr als 2000 verschiedene Arten) und sind seit 2 Jahren zum ersten mal wieder in einer Sauna gewesen., im Hotel, mit Holzofen, mitten im Regenwald, vor der Kulisse eines tosenden Flusses. Abends haben wir dort gegessen, Forellen sind hier die Spezialität und wurden dann zum Schlafen wieder in einem 4 WD in 20 Minuten schaukelnder Fahrt zu unserem Domo gebracht. Bei der Ankunft leuchtete das Kuppelzelt im dunklen Urwald, denn unser Guide hatte schon einige Petroleumlampen angezündet.
Nach 4 Tagen sind wir von Guadeloupe aus auf dem Sentiero Los Quetzales in 6 Stunden nach Boquete gewandert. Quetzale, nach diesem seltenen Vogel ist der Weg benannt, haben wir nicht gesehen, dafür wunderschönen Nebelwald.

Grüne Insel in der Stadt

Gewohnt haben wir in der Isla Verde einer Cabanaanlage inmitten eines tropisch üppigen Gartens fast im Zentrum des Ortes, der Name passt,. Diese schöne Anlage wird von einer deutschen Familie geleitet, sie sind hier in Panama vor 9 Jahren mit ihrem Segelboot angekommen, haben sich in Panama verliebt und sind ,wie so viele, geblieben. Panama scheint ohnehin ein boomendes Einwanderungsland zu sein und Boquete steht besonders bei amerikanischen Rentnern hoch im Kurs. Neben allen steuerlichen Vorteilen besonders als Unternehmer und Rentner (Rentner kann man hier offiziell ab 27Jahren sein, wenn die geforderten finanziellen Mittel vorhanden sind) spielt dafür das ausgeglichene und angenehme Klima in Boquete eine Rolle. Ein amerikanisches Magazin für Rentner (Maturity) hat Boquete mit dem 2. Platz für weltbestes Klima belohnt. Und seit dem kaufen viele Amerikaner wie verrückt, die Preise steigen und es gibt schon eine gut gesicherte abgeschottete Siedlung mit Reihenhaus an Reihenhaus, weitere Siedlungen sind geplant.
Boquete ist aber wirklich schön, wir sind gewandert, haben in den heißen Quellen gebadet und insbesondere die spektakulären Blicke auf den Vulkan Baru genossen.
Weiter ging es nach einem Abstecher auf der Finca la Suiza - Schweizer haben sich hier 200 Hektar Land gekauft und Wanderwege angelegt. In 20 Stunden kann man ihr Tal erkunden und Vögel beobachten, abends gibt es in familiärer Atmosphäre gutes Essen mit selbst gezogenem Obst und Gemüse- zur Isla Boca Brava. Wirklich überall stößt man auf Expatriots und so haben wir hier bei einem Deutschen gewohnt, der einige recht runtergekommene Cabanas vermietet hat. Wir wollten mal wieder den Pazifik genießen und ohne Sorge um die Schiffssicherheit ein paar ruhige Tage am Strand verbringen, aber Strand gab es hier nicht und die Regenzeit hat uns ziemlich erwischt, so sind wir bald gefahren. Nicht ohne vorher mitzubekommen, dass auch hier wieder Land verkauft wir, in kleinen Parzellen oder ganze Fincas, auf der Insel, auf dem gegenüber liegenden Festland zu unterschiedlichsten Preisen. Panama scheint zum Verkauf zu stehen...

Manuel, unser Bergführer

Auf dem Weg zurück nach Panama City sind wir kurz entschlossen noch einmal aus dem Bus gestiegen und haben einen Abstecher nach El Valle gemacht. Dies ist der Ort an dem reiche Panamaer ihr Wochenendhäuschen haben. Eigentlich sind es eher große Anwesen mit riesigen gepflegten Gärten. Alles wirkt äußerst entspannt, erstaunlicherweise sieht man nur selten hohe Zäune. Wir haben bei Manfred gewohnt, einem deutschen Kapitän, der eigentlich beruflich nur für wenige Woche nach Panama kam, aber jetzt schon seit Jahren hier ist. Er hat stilvolle Cabanas für Gäste und ein Restaurant, ein richtiges, gut organisiertes Unternehmen, dabei wollte er eigentlich nur etwas kleines für sich. Er ist wieder jemand , der von Panama, den Menschen hier und dieser wunderschönen üppig grünen Landschaft bezaubert wurde und geblieben ist. Und er hat uns sehr gastfreundlich empfangen und bewirtet. Es waren zum Abschluss unserer Hochzeitsreise noch einmal sehr sehr schöne Tage in El Valle. Wir sind noch einmal gewandert, haben den Hausberg erklommen und den Blick auf das Tal genossen, begleitet von dem 10 jährigen Manuel, einem Indianer Jungen der gerade von der Schule zurück kam.
Ja, und dann sind wir zum 2. mal in 3 Wochen wieder zurück nach hause kommen auf die Grete.
Es gab wieder so einiges zu Putzen, denn das feuchte, heiße Wetter fordert seinen Tribut. Alles scheint sich hier in einem ständigen und unaufhörlichen Prozess des Verfalls zu befinden.
Insbesondere gilt das für die Stadt Cristobal Colon. Der Name klingt so romantisch....dabei ist es die hässlichste, verfallendste, vor sich hinschimmelnde Stadt die ich kenne. Sie verursacht ein ständiges Gefühl der Anspannung und sie ist gefährlich. Keine 100 Meter sind wir am Anfang zu Fuß gegangen, haben uns für jede kleine Besorgung ein Taxi genommen. Dann nach einiger Zeit wussten wir in welchen Straßen es o.k. ist sich alleine zu bewegen, ohne Uhr oder Wertsachen, kaum Geld dabei und welche Straße man auf keinen Fall betreten darf, nicht einmal, um in die Wäscherei zu kommen, die nur 2 Häuser weit entfernt ist. Aber hier sind die Häuser noch verfallener, auf den vom Absturz bedrohten Balkonen stehen Bretterbuden in denen ganze Familien leben, dazwischen Baulücken, hier schlafen die Menschen auf dem Boden. Hier wohnen die Drogen Dealer, hier finden regelmäßig Razien statt und hier traut sich ohne Auto auch kein Einheimischer her, der hier nicht lebt. Aber auch mit Auto ist es nicht ungefährlich, denn unvermittelt tun sich in der Straße Löcher auf, dort wo die Gullideckel in dunklen Regennächten gestohlen wurden, um sie als Altmetall zu verkaufen Eine unendliche Armut.
Aber leider müssen wir eine ganze Weile bleiben. Es ist schön alte Bekannte wiederzutreffen, eben mal rumzugucken und sich zu einem Sundowner zu verabreden und es gibt einiges zu reparieren -wie immer- für das wir Hilfe brauchen ,Schweißarbeiten müssen erledigt werden und Einkäufe gemacht. Und irgendwie klebt man nach einiger Zeit an Colon. Unsere Nachbarn sind schon seit einem halben Jahr dort und wollten nur 3 Wochen bleiben. Ich kann das kaum erklären, es gibt noch viel zu tun, zu kaufen, dies und das noch zu erledigen, die Wochen vergehen und plötzlich sind auch wir schon wieder seit 4 Wochen von unserer Reise zurück. Es fühlt sich an wie ein gewaltsames Losreißen als wir dann endlich von diesem furchtbaren Ort am 28.8. loskommen.
Damit ich jetzt hier, auf diesem verzauberten Fluss diesen Artikel schreiben kann.
Katrin

Ein Tag am Rio Chagres

eine dichte grüne Blätterwand

Langsam, man könnte sagen in Zeitlupe, öffnete ich meine Augen, ich bewegte mich nicht, drehte nicht den Kopf; ich war gespannt was ich sehen würde und ich sah eine Wand, eine grüne Wand, eine undurchdringliche, grüne Blätterwand. Ich ließ meinen Blick weiter nach oben wandern und ich sah die Wipfel der Baumriesen dreißig, fünfunddreißig oder mehr Meter in den Himmel ragen. Zwischen mir und dieser Blätterwand lagen etwa zwanzig Meter spiegelglatte, grüne Wasserfläche.

Morgenstimmung

Wir ankerten im Rio Chagres etwa 5 Meilen oberhalb der Mündung mitten im Urwald. Doch schien es mir, als würde hier etwas nicht stimmen, denn ich hörte Geräusche die darauf hin deuteten, dass ganz in der Nähe ein Containerterminal sein musste, denn deutlich und schreiend laut war zu hören wie große Container über raue Zementböden geschleift wurden, ein rostiges Tor wurde zu gezogen, große Wachhunde bellten, doch gleichzeitig hörte ich Löwen brüllen und das Röhren brunftiger Hirsche traf mein Ohr. Fast hätte ich erwartet King Kong aus dem Dschungel treten zu sehen im Kampf mit einem Dinosaurier. Doch die Erklärung ist viel einfacher:

Brüllaffen

irgendwo in der Nähe saß eine Handvoll Brüllaffen auf einem Baum und unterhielt sich. Diese kleinen, schwarzen Kerlchen, die zwischen 60cm und 1,2m groß werden und in kleinen Familien oder auch in großen Gruppen bis zu vierzig Köpfe leben, machen ihrem Namen alle Ehre. Im Kampf mit anderen Gruppen oder zur Verteidigung ihres Territoriums setzen sie ihre unglaublich lauten Stimmen ein. Dabei blasen sie die Backen auf und reißen das Maul auf, dass der kleine Kopf dahinter kaum noch zu sehen ist. Ihr Gebrüll ist kilometerweit zu hören. Ihre geringe Scheu vor Menschen wird ihnen allerdings oft zum Verhängnis; sei es ihres schmackhaften Fleisches wegen, oder weil sie sich leicht als Maskottchen halten lassen, werden sie - wenn auch verbotenerweise - oft gejagt.
Der Urwald scheint zwei Gesichter zu haben: zum einen strahlt er eine immense, erhabene Ruhe aus, gleichzeitig ist er aber auch - speziell um die Zeit des Sonnenaufgangs - voller Stimmen und Geräusche. Ich konnte viele verschiedene Vogelstimmen unterscheiden, auch das Hämmern von Spechten war zu hören und immer mal wieder das Herabbrechen eines Astes; Zikaden zirpten, Frösche quakten, nicht zu vergessen das Lärmen der Papageien. Es ist unglaublich wie viel Krach diese Vögel machen können. Schon zwei oder drei Papageien stellen das Geschnatter von drei Dutzend Wildgänsen in den Schatten. Nun stelle man sich gleich ein ganzes Dutzend oder mehr vor. Und immer flattern sie aufgeregt herum, setzen sich nur selten länger auf einen Ast. Bussarde und Falken kreisten am Himmel; der Schrei eines Habichts wurde von den hinter dem jenseitigen Ufer aufragenden Hügeln als Echo zurückgeworfen. Auch Adler sind hier zu Hause - wir haben aber noch keine gesehen. Noch höher und noch majestätischer als die Bussarde und Falken zogen Fregattvögel ihre Kreise.

Doch zurück zu meinem Erwachen. Langsam glitt die Blätterwand an meinem Auge vorbei, eine kleine Insel, kaum 10m im Durchmesser, nur drei, vier fast abgestorbene Bäume darauf, an deren kahlen Ästen wohl ein gutes Dutzend Nester des Webervogels hingen, die mich immer an Nikolausstrümpfe erinnern und die dicht an unserem Ankerplatz lag, trieb - so schien es - an unserem Heck vorbei. Wir lagen in einer kleinen Ausbuchtung des Rio Chagres und das Wasser setzte die "Grete" immer wieder in ganz langsame Drehbewegungen. Eine 360° Drehung dauerte manchmal 5 Minuten oder länger. Ich kam mir vor wie im Panoramakino. Vorsichtig erhob ich mich, um Katrin, die neben mir schlief, nicht zu wecken. Wir schlafen häufig draußen. Unser Sonnensegel, frisch imprägniert, schützt uns vor Regen, der jetzt, während der Regenzeit, häufiger fällt als uns lieb ist. Nun kam das gegenüber liegende Ufer in Sicht. Die Sonne war noch nicht aufgegangen und leichte Nebelschwaden - fein wie Spinnweben - lagen über dem Wasser und hingen in den Bäumen.

Himmel in Flammen

Plötzlich färbten sich die Wipfel der Bäume dort drüben golden und unglaublich schnell zog dieser goldene Schimmer tiefer, berührte das Wasser, kam auf mich zu und schon war die "Grete" ins Licht der aufgehenden Sonne getaucht. Nur die hinter mir liegende Blätterwand blieb im Schatten.
Ich griff mir eine Banane von der Staude die meist bei uns am Großbaum hängt und betrachtete das Schauspiel der aufgehenden Sonne. Dann ließ ich mich, so wie Gott mich schuf - es vermittelt einem so ein unbeschreibliches Gefühl der Freiheit, wenn man weiß, dass sich weit und breit keine Menschenseele befindet und man daher auch gar nicht erst überlegt, ab man sich etwas anziehen muss -, langsam ins 28° warme Wasser des Rio Chagres gleiten; leider musste ich mich mit einem kurzen Eintauchen zu Frieden geben, denn längerer Aufenthalt im Wasser ist wegen der hier lebenden Kaimane nicht ratsam. Bisher haben wir nur einen einzigen und dazu noch sehr kleinen gesehen. Sie sollen aber hier sehr zahlreich vorkommen.
Und dann sah ich plötzlich Leben in die Blätterwand kommen. Schnell weckte ich Katrin und nach dem ich ihr erklärt hatte um was es ging, war sie sofort hellwach und mit der Kamera bewaffnet bestiegen wir unser Dinghy und ruderten zum Ufer hinüber. Es waren aber keine Brüllaffen, vielmehr war eine Horde Kapuzineraffen auf Nahrungssuche. Mit ruhigen Ruderschlägen hielt ich das Dinghy unter den überhängenden Bäumen in der Strömung, während Katrin versuchte zum Schuss zu kommen. Leider waren sie alle zu weit weg, als das wir sie mit der Digitalkamera aufs Bild bannen konnten - Spaß hat es aber gemacht, ihnen zu zuschauen. Offensichtlich waren sie genauso neugierig wie wir. Immer wieder unterbrachen sie ihre Nahrungssuche, stellten sich auf einen Ast, griffen sich einen Ast über sich zum Festhalten und wippten dann auf und ab - uns immer im Blick - wie es ein Kind nicht anders machen würde, wollte es Aufmerksamkeit erregen.

Blütenpracht

Später - nach dem Frühstück - machten wir einen Ausflug mit dem Dinghy flussabwärts und dann in einen Nebenfluss, den Rio Indio hinauf, soweit die Wassertiefe ein Befahren erlaubte. In diesen kleinen Nebenflüssen herrscht immer eine ganz besondere Stimmung; ist man schon auf dem größeren Fluss von Urwald und Ruhe umgeben, so bekommt die Fahrt auf so einem kleinen Nebenarm, bei dem man sich schon mal unter den tief herabhängenden Zweigen bücken muss, eine eher abenteuerliche und geheimnisvolle Note. Wir sprechen dann kaum, machen uns eher durch Zeichen auf das eine oder andere Detail aufmerksam. Am schönsten aber ist es, wenn man auf dem Rückweg den Außenborder abstellt und sich vom Strom treiben lässt.

fette Beute

Zurück auf dem Rio Chagres wurde der Motor wieder in Betrieb genommen, Katrin machte die Angel klar und ich steuerte das Dinghy möglichst nah am Ufer entlang zurück zur "Grete". Wir hatten Glück, ein 2kg Fisch, dem Red Snapper sehr ähnlich, stellte sich uns als Abendmalzeit zur Verfügung. Filettiert und in Mandarienenlimonensaft (diese Frucht ist in Deutschland nicht im Handel, schmeckt aber genauso wie der Name sagt), Chili, Knoblauch, Salz und etwas Olivenöl mariniert, haben wir sie abends in der Pfanne gebraten. Dazu gab es Christophinen, auch Chapote genannt. Ein Gemüse, das dem Kohlrabi ähnlich ist. Als Soße gab es eine Weißwein-Sahne-Estragon-Mandarinenlimonen-Soße.
Am Nachmittag entdeckten wir einen kleinen Dschungelpfad, den wir - wenn auch nicht mit der richtigen Kleidung versehen - statt langer Hose und festen Schuhen nur Sandahlen und Bermudas, auch gleich erkunden wollten. Aber schon nach etwa hundert Metern gaben wir dieses Unterfangen auf, denn plötzlich fühlte ich etwas klebriges am Oberschenkel: eine große Spinnwebe klebte daran und eine Spinne in schwarz und grell gelb erklomm den Saum meiner Hose. Mit einem blitzschnellen Schlag meines Handrückens schleuderte ich sie ins Gebüsch. Jetzt aufmerksamer, sahen wir kurz darauf noch ein zweites Exemplar, welches sein Netz ebenfalls in Kniehöhe quer über den Pfad gespannt hatte. Die weitere Erkundung des Pfades verschoben wir auf später.
Wieder an Bord genossen wir die Stille des heraufziehenden Abends. Die Vogelstimmen waren verstummt, nur noch selten hörten wir in weiter Ferne Brüllaffen, das Konzert der Zikaden aber setzte mit Beginn der Dämmerung erneut ein. Fische sprangen aus dem Wasser auf der Flucht vor Feinden und hinterließen sich ausbreitende konzentrische Kreise auf der sonst spiegelglatten Wasseroberfläche. Pavarotti schmeichelte sich mit "Nessun Dorma ( norddeutsch: kein ein schläft ) ins Ohr und im Westen verwandelte sich der Himmel über den nun dunklen Baumkronen in ein Flammenmeer; doch leider dauert dieses Schauspiel immer viel zu kurz; hier, in Äquatornähe bricht die Nacht ohne großen Übergang sehr schnell herein. Schon versank im Westen über den das Ufer säumenden Wipfeln das Sternbild des Skorpions. Ein untrügliches Zeichen: der Sommer ist vorbei - der Herbst gekommen. Das allerdings sind noch aus der Heimat überkommene Gedanken - hier spielt das keine Rolle. Hier denkt man nur in Regenzeit oder Trockenzeit. Und das ist regional überall verschieden.

Lager im Urwald

Nach dem Abendessen haben wir noch etwas gelesen, ein Glas Wein getrunken und dann unseren Biergartentisch - ein Möbel, um das uns alle Yachtsegler beneiden, denn bei ihnen ist der Tisch meist so klein, dass neben zwei Tassen Kaffee gerade noch ein Schälchen Konfekt Platz hat - beiseite gestellt und unser Nachtlager aufgeschlagen. Inzwischen war der Mond aufgegangen, hatte dem Wasser einen silbrigen Schimmer verliehen, in dem sich das Ufer tiefschwarz spiegelte und vereinzelte Schäfchenwolken kurz unter der Oberfläche zu treiben schienen. Als der Vollmond im Zenit stand - um Mitternacht also - ruhten wir schon längst in Orpheus' Armen.


Noch ein Wort zum Fluss selbst. Der Rio Chagres speist den Panamakanal und den Gatunsee. Dort, wo die Gatunschleusen den Wasserspiegel des Kanals auf Atlantikebene bringen und der Kanal nun gradlinig weiter zur Karibik verläuft, nimmt er, nachdem er einen Damm überquert und ein hydroelektrisches Kraftwerk gespeist hat, sein Eigenleben wieder auf. Durch unberührten Urwald legt er die letzten 6 Meilen (gut 11km) bis zur offenen See zurück. Auf diesem Stück haben wir knapp zwei Wochen verbracht und uns von dem Zauber dieser Landschaft in Bann schlagen lassen.
Reinhart

Hochzeit auf Ordupbanedup

Doc-Version

Heute schreiben wir den 26.Mai 2004. Wir liegen in der Marina des Colon Yacht Clubs in Cristobal Colon, der atlantischen Zufahrt zum Panamakanal. Und jetzt haben wir seit zwei ein halb Monaten zum ersten Mal wieder Zugang zum Internet und damit die Gelegenheit einen Bericht zu senden. In diesen zwei ein halb Monaten haben wir uns im Archipel der San Blas Inseln umgesehen, haben viele sehr unterschiedliche Inseln gesehen und uns oftmals wie in einer anderen Welt gefühlt. Und hier haben wir am 7.5.04 geheiratet.

Unsere Hochzeitsinsel

Der Entschluss zu heiraten wurde im November 03 auf Curacao gefasst. Bei einem Rundgang auf der Stadtmauer von Cartagena, im Februar 04, haben wir Panama als Land ausgewählt und nach unserer Ankunft auf den San Blas Inseln, Anfang März, war uns schon bald klar, hier und nirgends sonst sollte die Trauung stattfinden. Nun galt es die bürokratischen Hürden zu überwinden. Etliche Papiere mussten beschafft werden, und was anfänglich als unüberwindliches Hindernis aussah, wurde dank eifriger Mithilfe von Iris, Ursula, Christiane und Christian gelöst. Papiere mussten von den deutschen Behörden beschafft werden, ins Spanische übersetzt und vom panamesischen Konsul in Hamburg beglaubigt, und dann per UPS nach Panama auf den Weg gebracht werden. Hier nahm Victor Cabada, ein Rechtsanwalt, den wir während seines Urlaubs bei seiner Großmutter auf Nargana auf den San Blas Inseln kennen gelernt hatten die Papiere in Empfang, brachte sie zum Außenministerium, um sie bestätigen zu lassen und letztendlich zum Licenciado Nelson Quijada, Juez comarcal de San Blas, dem einzigen Richter für die gesamte Comarca San Blas, der Trauungen durchführen durfte, die dann auch international anerkannt würden. Nelson hatten wir in Corazon den Jesus getroffen, als er gerade einen seiner seltenen Besuche auf dieser kleinen Insel machte, auf der er ein Büro unterhält, um die Belange der Kuna Indianer wahrzunehmen. Er hatte uns eingangs genau erklärt, welche Papiere wir benötigten, einschließlich eines Gesundheitszeugnisses mit umfangreichen Untersuchungen neuesten Datums.

Auf dem Weg zum Standesamt

Wir legten den 7.5. als Hochzeitsdatum fest und die kleine, unbewohnte Insel Ordupbanedup - zu deutsch: Goldinsel-Vogelinsel - als Ort. Nelson erklärte sich bereit die Trauung auch außerhalb seines Büros, nämlich auf eben dieser Insel vorzunehmen. Nun begann ein Wettlauf mit der Zeit. Immer wieder mussten wir eine Insel anlaufen auf der es ein Telefon gab, um mit Victor oder Nelson Rücksprache zu nehmen. Und endlich, einen Tag vor dem Termin, erhielten wir von Nelson die Bestätigung, dass alles paletti war, und wir am nächsten Tag heiraten konnten. In der Zwischenzeit hatten wir mit Victors Mutter, die wegen des Präsidentenwahlkampfs auf Nargana weilte, folgende Absprache getroffen:

Mit Fingerabdruck wird die Ehe besiegelt

Nalis Cafe - welches ihrer Mutter gehörte - sollte ein Hochzeitsmenü, die Getränke, Tische und Stühle, sowie Mundeis nach Ordupbanedup liefern, ferner sollte von dort der Richter zu unserer Insel befördert werden und bereits zwei Tage vorher meine Tochter mit Familie, die aus Ekuador angereist waren. Ferner sollte die Hochzeitstorte im gleichen Flugzeug, mit dem der Richter aus Panama kommen sollte, eingeflogen werden. Nelson (der Richter) sollte um 12 Uhr am 7.5. das Kayuco (ein Einbaum mit Außenborder) besteigen. Wir erwarteten ihn somit gegen 12:30 an Bord. Auf Ordupbanedup - wir lagen nur 50m daneben vor Anker - hatten wir unsere Breitfock, ein 54m² großes Segel, zwischen Palmen gespannt.

Ringe tauschen

Es sollte als Regenschutz dienen, denn die Regenzeit hatte in diesem Jahr recht früh begonnen, oder aber uns vor der Sonne schützen, falls sie uns gnädig gesinnt sein sollte. Und sie war es, wir sahen nicht einen Regentropfen. Am Hochzeitstag war natürlich am Morgen noch große Aufregung: würde alles klappen, würde das Essen ausreichen und die Getränke? Als wir das Menü und die Getränke bestellten, wussten wir noch nicht, wer unsere Gäste sein würden. Wir hatten alle Yachten, die an diesem Tag in den Cocos Banderas - zu denen Ordupbanedup gehörte - ankern würden, eingeladen. Gekommen sind sechs Yachten.

Gemeinsam schneiden wir die Hochzeitstorte an ..

Außer den vorgenannten Dingen hatten wir bei den mit uns befreundeten Seglern von der "April Fool", Stan und Rica, noch Käse und Champagner bestellt, die diese aus Panama mitbringen sollten. Leider kamen sie wegen schlechten Wetters erst eine Woche später. Am Hochzeitstag aber, um 12:00 Uhr waren wir bereit. Nun warteten wir auf unseren Richter. Um halb eins war noch kein Kayuco in Sicht, genauso wenig wie um eins und halb zwei. Unsere Gäste hatten sich inzwischen auf der Hochzeitsinsel versammelt und warteten. Wir wurden immer nervöser. Um 13:45 hatten wir die Hoffnung aufgegeben; wir beschlossen noch bis um 14:00 Uhr zu warten und dann eben keine Hochzeit, sondern eine Verlobung zu feiern. Um 13:55 sahen wir dann endlich die weiße Bugwelle des Kayucos in der ansonsten ruhigen See am Horizont auftauchen. Allen viel ein Stein vom Herzen und schon bald kletterte ein strahlender Richter in blendender Laune über die Lotsenleiter an Bord. Er hatte noch seine Sekretärin und einen Bürogehilfen mitgebracht.

.. und wird dann gegessen.

Nach stürmischer Begrüßung saßen wir bald um unseren Biergartentisch an Bord und er erklärte uns ausführlich und mit viel Mimik - er erinnerte mich oftmals an Eddy Murphy - wie denn nun die Trauung von statten gehen sollte. Unsere Trauzeugen, Susanne und Hans von der "Nautibaer" , waren inzwischen zu uns gestoßen und nachdem auch sie ihre Instruktionen erhalten hatten und wir schon mal eine Flasche Champagner - von der "Nautibaer" gestifftet - geleert hatten, fuhren wir alle auf die Insel und die eigentliche Trauung begann. Nelson nahm sich sehr viel Zeit und erklärte uns an Hand vieler Beispiele den Sinn und Zweck einer Ehe. Dabei saßen Katrin und ich in bequemen Klappsesseln und Nelson saß uns gegenüber auf einem Stuhl. Zwischen uns ein Tisch auf dem zwei Bücher und unsere Eheringe lagen. Bei den Büchern handelte es sich um die Verfassung Panamas sowie den panamesischen Familienkodex. Auf diese beiden Bücher mussten wir - als wir dann endlich unser "Si" sagten - die Hände legen.

Familienfoto mit Grete

Zwischenzeitlich gab es aber immer mal wieder etwas Aufregung, weil Amelie, meine Enkelin, sich unbedingt die Ringe aneignen wollte oder weil sie fand, dass der schönste Platz zwischen Katrin und mir war. Als dann nicht nur die Trauzeugen, sondern alle Anwesenden aufgerufen wurden, sich aktiv für den Erhalt unserer Ehe einzusetzen, wir nicht nur eine Vielzahl von Papieren unterschrieben, sondern diese auch noch mit Fingerabdrücken geschmückt hatten, konnten wir die Ringe tauschen. Janina - meine Tochter - hatte für alle, die des Spanischen nicht mächtig waren, die gesamte Zeremonie simultan übersetzt; dafür sage ich ihr auf diesem Wege noch einmal Dank! Da der Champagner noch auf der "April Fool" war, stießen wir mit unserem letzten Vino Verde, den wir noch aus Portugal hinübergerettet hatten, an. Als wir zweihändig die Hochzeitstorte anschnitten, bestand Nelson darauf, dass wir einem panamesischen Brauch zufolge jeder ein Stück Torte in die Hand nahmen und es dann so essen mussten, wie man bei uns sein Glas leert, wenn man Brüderschaft trinkt: mit verschränkten Armen.

Brautpaar mit einigen Hochzeitsgästen.

Ich will es kurz machen: Wir sind glücklich, unsere Hochzeit war nicht nur aufregend, sie war auch so romantisch, wie man es sich nicht besser vorzustellen vermag. Eine unbewohnte, kleine Insel, kaum größer als 200m im Durchmesser, mit Palmen bestanden, von weißen Stränden gesäumt, von türkiesfarbenem Wasser gerahmt und von etlichen ähnlichen Inseln umgeben, unter einem Segel, dass zwischen Palmen gespannt war (und das uns bereits von Europa bis hierher gebracht hatte). Zusammen mit einigen (leider wenigen) Familienmitgliedern, mit Freunden und Bekannten aus der großen Familie der Langzeitsegler, mit einem überaus herzlichen und freundlichen Standesbeamten und im Beisein einer Kunafamilie in ihrer malerischen Landestracht. Kann es schöner sein?
Reinhart
PS
Und weil es so schön war - haben wir uns später überlegt - möchten wir auch anderen Paaren diese Möglichkeit geben und erklären die "Grete" nunmehr nicht nur zum Traditionssegler und zur Tauchbasis sonder ab sofort auch zum "Hochzeitsschiff".

Cartagena

   

Eigentlich wollten wir ja gar nicht nach Cartagena. Vom Reisen nach Kolumbien wird auch dringend abgeraten. Cartagena aber bildet eine Ausnahme. Diese Stadt ist sicher - und wunderschön - und liebenswert! So verbrachten wir dort zweieinhalbe Monaten und wären auch gerne noch geblieben....
Und weil wir uns in diese Stadt und ihre lebenslustigen und freundlichen Bewohner verliebt haben, stelle ich Cartagena in einem Bilderbogen vor.



hinter diesen Mauern liegt der Club Nautico, auf der Insel Manga und nur 20 Minuten zu Fuß von der Altstadt entfernt. Hier lagen wir 3 Wochen vor Anker und nach der Werftzeit noch einmal 14 Tage an der Pier. Hier traf man sich mit Seglern aus aller Welt. In dem palmwedelgedeckten Dach des Restaurants - siehe Foto - leben die beiden Haustiere des Clubs: 2 Boa constrictores (so gibt es hier weder Mäuse noch Ratten)!




Unter der "reloj" (Uhr) befindet sich der Haupteingang zur Altstadt (von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt), die vollständig von der Stadtmauer umgeben ist. Hier ist sie weihnachtlich geschmückt.



Auch alle Straßen sind festlich dekoriert mit Sonne, Mond und Sternen, Lichterketten und Seepferdchen...


mit Schmetterlingen...



... und Girlanden



Treffen der Nationen zum Sylvestermenü auf der Straße: Frankreich, Italien, USA, Philippinen und Deutschland. Hier noch sehr früh am Abend, später ging es dann zum Feiern und Tanzen auf die Plaza Diego.

die Grete in der Bahia de Cartagena, vor der Neustadt Boca Grande, zu meinen Ehren an meinem Geburtstag über die Toppen geflaggt. Abends sind wir zu dritt - Helga ist aus Bremen angereist - im wunderschönen Hotel Santa Clara, einem ehemaligen Kloster, essen gegangen.



dann kam die Werftzeit, die Grete hatte es auch wirklich nötig



die Schraube durch Elektrolyse zerfressen




ein lebendes Unterwasserschiff, wir sind "Seepockenmillionäre"!


mit Spachteln wird die 5 cm dicke Schicht aus Schnecken und Muscheln, die in nur 3 Wochen in der Bucht von Cartagena gewachsen ist, abgestochen ....




und nach einer langen und anstrengenden Werftzeit sieht man deutlich den Unterschied



hier wird Baumwolle zwischen die Planken geschlagen, anschließend wird mit Sikaflex versiegelt. Das ganze Überwasserschiff wurde so neu "kalfatert".




Ein bisschen ist es in der Werft wie im Krankenhaus: alle fragen sich täglich, wann sie wieder entlassen werden (d.h. hier, wieder ins Wasser kommen). Die Grete erstrahlt in neuem Kleid, im Gegensatz zu Reinhart, der aber mächtig froh ist, die Werftzeit überstanden zu haben!!!



Auch innen fanden große Veränderungen statt. Unsere Gästekammer wurde komplett umgebaut. Dort gibt es jetzt ein bequemes Doppelbett. Hier unser Tischlerteam bei der Anfertigung der Schranktüren.






Wieder zurück in der Marina. Blick von der Festung zur Neustadt.




Ich habe die Zeit in Cartagena genutzt und Spanischunterricht genommen. Mein Lehrer Vidal Lopez in seinem 500 Jahre alten Haus. Kann man sich einen stilvolleren Rahmen vorstellen, um diese schöne Sprache zu erlernen?





In Cartagena ist ein Bauwerk schöner als das andere, dies ist das Teatro Heredia. Hier haben wir einige Konzerte besucht



Dralle Schönheiten verzieren die Kuppel des Theaters




und die Blumen Kolumbiens den Vorhang, alle Denkmäler dieser Stadt, fallen aus dem Himmel auf sie hernieder





die Kathedrale bei Tag ...




... und bei Nacht. Oft sind wir abends durch die Straßen geschlendert und haben die besondere Atmosphäre genossen.

unser Lieblingsplatz, Plaza Bolivar, bei Nacht. Der Befreier Kolumbiens hoch zu Ross.



Die gleiche Plaza bei Tage, hier ist ständig Leben, es gibt immer viel zu sehen

 




Und dies ist unser Lieblingsrestaurant, Cafe del Santissimo. Am liebsten saßen wir im Patio am Springbrunnen...



hinter uns die Ecke mit den Heiligenbildern

elegante Geschäfte in alten Gemäuern, besucht von vielen kolumbianischen Touristen an den Festtagen und gelegentlich von deutschen "Kreuzfahrern".


 

"la gordita" - die Dicke - eine Skulptur des kolumbianischen Künstlers Botero. Kaum einer geht vorbei, ohne die Hand mal kurz auf den Po zu legen.

Die Fenster...

...dieser Stadt...

...und die Balkone...

...mit dem üppigen Grün, sind eine Augenweide.







Blick über die Dächer von Cartagena. Alte Häuser mit Patios und Dachterrassen. Auch Gabriel Garcia Marques hat hier ein Haus.



- noch einmal ein Blick auf die Kathedrale

so schön die Stadt auch ist, viele Menschen in Cartagena leben in Armut.
Es ist harte Arbeit, wenn Carmen täglich ihr Obst bei großer Hitze in die Marina trägt. Aber trotzdem war sie immer freundlich und wir haben uns gefreut, wenn wir uns getroffen haben.

Katrin

 

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